Warum Vorlesen so wichtig ist

Vorleser ist kein Beruf, mehr eine Berufung. Das können sicherlich viele Eltern bestätigen, die tagtäglich ihren Kindern Bettgeschichten vorlesen und oftmals selbst darüber einschlafen. Michael Oertel, Autor, Fotograf und Vorleser, war vor Corona mit seinen Kinderbüchern und Handpuppen in der Kinderklinik Leipzig anzutreffen. Warum das für ihn, aber vor allem für die Kinder so wichtig ist, schildert er heute für die Ortsblatt-Leser.
Vorlesen, das ist so eine Art Passion für mich, allerdings ohne Leiden. Wenn ich in die Kinderklinik, ganz konkret auf die Intensivstation gehen kann, meine Kinderbücher, meine Handpuppen, Musik, Geräusche und Bilder im Gepäck habe, den schwerst- und langzeitkranken Kindern Abwechslung, Freude und Seelsorge ans Bett bringe, dann ist für mich die Welt in Ordnung. Für die Kinder ist sie das in dem Moment aber noch vielmehr!
„Lachen und Lieben machen gesund!“ sagt man, und das stimmt. Die Klinikclowns sind mittlerweile bekannt und eine „Institution“. Meine Aufgabe ist so ähnlich, allerdings immer 1:1, ganz direkt, nur an einem Bett. Da passieren ganz tolle Dinge, nicht nur für die Kinder, sondern auch für deren Angehörige und das klinische Personal. Alle profitieren. Ein bisschen mehr Glück, Freude und Zuversicht. Das „Tagebuch eines Vorlesers“ zeugt davon.
In das allerdings sind seit nunmehr über einem Jahr keine neuen Einträge hinzugekommen. Die Leseeinsätze sind aufgrund der aktuellen politischen Lage ausgesetzt. Die nachweislich heilende Wirkung von Zuwendung, Zuneigung, Liebe, Kunst, Kultur wird der Angst geopfert; pauschal. Und auf der Intensivstation warten die Kinder derweil auf mich, auf uns, warten auf die Helfe-Elfe Magda, ihre Freunde und Erlebnisse.
Zeiten ändern sich. Diese hoffentlich bald, damit wir wieder unserer Passion nachgehen und die kleinen Patienten besuchen können.

Michael Oertel liest aus seinem Buch „Helfe-Elfe Magda“, selbstverständlich mit Handpuppe.