Volkstribun mit berühmter Balkon-Rede: Robert Blum

Der 12. August 1845 ging als Tag des „Leipziger Gemetzels“ in die Geschichtsbücher ein. Tausende Bürgerinnen und Bürger hatten sich auf dem Rossplatz vor dem „Hôtel de Prusse“ versammelt, in dem Kronprinz Johann von Sachsen, eine Symbolfigur des Antiliberalismus, logierte. Als die Proteste zunahmen, ließ das Militär in die Menge schießen, acht Menschen starben. In dieser Situation bewährte sich Robert Blum als demokratischer Politiker: Er verhinderte eine Eskalation, forderte Aufklärung der Geschehnisse, Bestrafung der Verantwortlichen und Entschädigung der Hinterbliebenen. Eine von Blum mitunterzeichnete Landtagspetition strebte weitreichende Reformen in Sachsen und im Deutschen Bund an; Ende 1845 wurde er als Leipziger Stadtverordneter gewählt.

Robert Blum erwarb seine Bildung überwiegend autodidaktisch. 1807 in Köln geboren und in ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen, war Blum zunächst in seiner Heimatstadt als Theatersekretär tätig, bevor er 1832 in dieser Funktion an das Leipziger Stadttheater kam und hier oppositionelle Kräfte traf. Er begann, als Publizist und Mitherausgeber für die „Sächsischen Vaterlandsblätter“ und das Volkstaschenbuch „Vorwärts“ tätig zu werden, engagierte sich in Leipziger Vereinen und organisierte 1840 das erste Schillerfest in Leipzig.
Seinen Bemühungen um intensive Schillerpflege ist es zu danken, dass die Gohliser Wohnung Friedrich Schillers ermittelt, erhalten und als Museum eingerichtet werden konnte: das Schillerhaus in der Menckestraße. Die Vielzahl seiner Aktivitäten ließ Blum schließlich zum Wortführer der Demokratiebewegung in Leipzig und Sachsen werden.

1847 gründete er mit dem befreundeten Verleger Robert Friese eine Verlagsbuchhandlung, die sein „Volksthümliches Handbuch der Staatswissenschaften und Politik“ herausbringen sollte. Aber nur Band 1 konnte erscheinen.
In die deutsche Nationalversammlung der Frankfurter Paulskirche zog Blum als Vertreter Leipzigs ein und wurde zum Sprecher der gemäßigten demokratischen Linken.
Im Oktober 1848 ging er nach Wien, beteiligte sich an den Kämpfen und wurde nach der Niederschlagung des Aufstandes trotz seiner Abgeordnetenimmunität am Morgen des 9. November 1848 standrechtlich erschossen. Blums Erschießung löste unter den Liberalen in ganz Deutschland große Empörung aus. An den Trauerfeierlichkeiten in Leipzig Mitte November beteiligten sich Zehntausende.
Aus Anlass des 175. Jahrestages der Revolution 1848/49 und Blums Wirken wird die Stadt Leipzig ab dem kommenden Jahr den Robert-Blum-Demokratiepreis vergeben.

Dagmar Schäfer

Robert Blum im Kreis seiner Familie
Abb.: Archiv der Autorin