Schöpfer des Neuen Rathauses: Hugo Licht

Als Leipzig in der Gründerzeit zur Großstadt heranwuchs, drohte die Stadtverwaltung aus allen Nähten zu platzen: das Renaissance-Rathaus am Markt war den neuen Anforderungen nicht mehr gewachsen. Auch war der Lotterbau sanierungsbedürftig.

Leipzig brauchte ein neues Rathaus. Anfangs favorisierte der Rat Abriss und Neubau als Problemlösung. Hugo Licht, seit 1879 Leiter des Hochbauamtes, setzte sich für den Erhalt des Alten Rathauses ein und plante ein neues Verwaltungsgebäude. Gebaut werden sollte es auf dem Gelände der aus dem 13. Jahrhundert stammenden Pleißenburg, in der 1519 die berühmte Disputation zwischen Martin Luther und Johann Eck stattgefunden hatte.

Bis zum 1. Mai 1897 reichten 51 Architekten aus dem Reichsgebiet ihre mit einem Kennwort versehenen Entwürfe für den Rathausneubau ein. Den ersten Preis vergaben die Juroren für einen Plan, hinter dessen Kennzeichen sich Hugo Licht verbarg. Um sich dem gewaltigen Bauvorhaben mit ganzer Kraft widmen zu können, wurde der Architekt vorübergehend als Stadtbaudirektor beurlaubt.

Hugo Licht, der 1841 bei Fraustadt in der damaligen Provinz Posen geboren wurde, begann seine Ausbildung in einem Berliner Architekturbüro, besuchte dann ab 1864 die Bauakademie Berlin und unternahm Studienreisen nach Wien und Italien. Bis zu seiner Berufung als Stadtbaurat in Leipzig arbeitete er als Privatarchitekt in Berlin.
Lichts Hauptwerk wurde das von 1899 bis 1905 errichtete Neue Rathaus (Foto) in Leipzig, ein reich gegliederter Monumentalbau, der an Schlossbauten der Renaissance erinnert und sich um den 114,7 Meter hohen Rundturm auf den Grundmauern des Pleißenburgturms gruppiert. 1912 stellte Licht dann noch das benachbarte Stadthaus fertig, das durch eine Brücke mit dem Neuen Rathaus verbunden ist.

Nach Lichts Entwürfen entstanden in Leipzig darüber hinaus u. a. der Vieh- und Schlachthof, das Konservatorium für Musik, die Hochschule für Grafik und Buchkunst, die Markthalle und das Grassimuseum am Königsplatz. Auch wirkte er als Herausgeber von Architekturzeitungen.
Seit 2011 verfügt die Stadt über den Nachlass von Hugo Licht mit umfangreichen Dokumenten über sein Leben und Schaffen.

Hugo Licht starb am 28. Februar vor 100 Jahren und wurde auf dem Südfriedhof beerdigt. Auch dieser Friedhof, der zu den größten und schönsten Parkfriedhöfen in Deutschland zählt, gehört zu Lichts Werken. Gemeinsam mit dem Stadtgärtner Otto Wittenberg schuf er die Pläne für die Anlage, die nach der Einweihung 1886 Vorbild für eine moderne Friedhofsgestaltung wurde.

Text | Foto: Dagmar Schäfer