Rumpelkammer – Teil 24

Sein Name ist Hoppe, Alfred Hoppe

Gern erinnere ich mich an die seltenen, aber schönen Ferientage zu DDR-Zeiten an der Ostsee. Zum einen, weil es da ein Zeltkino in Form einer halben Blechdose gab in der zwei Vorstellungen pro Tag/Abend liefen, zum anderen, es in fast jedem Zeitungskiosk der Ostseebäder damals Postkarten mit dem handgezeichneten Motiven der Insel Rügen auslagen. Neben geografischen Angaben enthielten sie auch viele liebevoll gestaltete Details.
Das sich hinter dieser speziellen Kunst der zuletzt in Leipzig lebende Maler und Grafiker Alfred Hoppe (1906-1985) verbarg, der die Idee hatte, illustrierte Ansichtskarten mit farbenfrohen Landkarten aus allen Urlaubsgebieten der DDR zu entwerfen, war mir zu jener Zeit nicht bewusst. Seine Postkarten (Flugstrecken-, Panorama- und Rundflugkarten) sind wohl nahezu jedem in der DDR aufgewachsenen Menschen begegnet. Obendrein zeichnete er noch für ein beliebtes, wenngleich nicht gerade preiswertes DDR-Unterhaltungsmedium, den DIA-Rollfilm. Hierbei handelt es sich um Positiv-Filme, quasi Dias auf einer Filmrolle, die man mittels eines Bildwerfers großformatig auf eine Leinwand projizieren konnte. Aus seiner Feder stammen Das Märchen von DAUMES-DICK, Rumpelstilzchen und Der Arme und der Reiche. Drei Filme in Bildern aus den Märchen der Gebrüder Grimm, die er für die in Radebeul ansässige Firma IMAGO, zeichnete. Diese schwarz-weiß sowie farbigen Bildfolgen wurden als Rollfilme vertrieben, oftmals mit Beipackzetteln, auf dem der zugehörige Text stand, der während der Filmvorführung vorgelesen werden konnte.
Seine Karten sowie die Rollfilm-Raritäten sind noch heute begehrte Sammelobjekte und wurden später auch von anderen Grafikern nachgeahmt.
Wobei Werbestrategien und die Frage nach der angemessen gestalteten Verpackung vor 30 Jahren eine der großen Hürden für Ostprodukte war, um auf dem gesamtdeutschen Markt bestehen zu können.
Übrigens: Hoppe ist auch der Schöpfer der Knäckebrot Verpackung des DDR-Burger-Knäckebrots gewesen.
Jens Rübner

Ausschnitt Rollfilm „Daumes-Dick“ – IMAGO-Radebeul.
Archiv: Jens Rübner