Rumpelkammer – Teil 20

Hölzerne Protagonisten an seidenen Fäden

Wer kennt sie nicht die „Stars an Fäden“: Pinocchio, die unartige und freche geschnitzte Marionette, die Augsburger Puppenkiste mit dem Urmel, Jim Knopf, Lukas oder dem Sams sowie den Kinderspaß der DDR um den Spielzeugmacher Kasimir, der den Turli aus einem Stück Holz formt.
Ich bin mit zwei weiteren sympathischen Figuren groß geworden – „Spejbl und Hurvinek“. Josef Skupa gründete 1930 eine Puppenbühne in Pilsen, indem das populäre Theaterpaar auftrat. Außerdem hat auch die Mobilität diese Puppenbühne weltweit bekannt gemacht – zahlreiche Gastspiele in 18 Sprachen überall in der Welt machten sie zum Kult.
Fast jedermann, ob Jung und Alt kennt die beiden Holzköppe mit besonderem Akzent – Weltklasse! Unvergessen der Sketsch: Vati! Was ist eigentlich Liebe? Einzigartig Spejbls Hartnäckigkeit und die Begriffsstutzigkeit auf der einen und Hurvineks Durchtriebenheit auf der anderen Seite. Ihre ewigen Streitereien miteinander, ein Genuss für uns Zuschauer. Gewiss gehören auch Sie zu jenen, die sich an den Gesprächen beider ergötzen und deren Bestreben würdigen, in der Sprache Goethes und Schillers zu ihnen sprechen zu dürfen. Es wirkt fast wie Zauberei, doch wehe die Fäden verheddern sich – die größte Angst des Marionettenspielers?
Mithilfe der Satire übte Skupa, der einstige Bühnenbildner am Stadttheater in Pilsen und Designer bei dem tschechischen Automobil- und Motorenhersteller Skoda, durch die Marionetten damals auch Kritik an den deutschen Besatzern, hielt ihnen durch seine Figuren, den Spiegel vor Augen. Daraufhin wurde er verhaftet und 1944 ins Gestapo-Gefängnis nach Dresden überführt. Die Marionetten hielt die Geheimpolizei in Pilsen unter Verschluss. Während des amerikanischen Luftangriffes auf Dresden konnte Skupa aus der Haft fliehen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Marionettentheater Spejbl und Hurvínek wieder eröffnet und erlangte binnen kurzer Zeit Weltruhm.
Das Theater gibt es immer noch, natürlich mit einem anderen Künstlerensemble. Im Jahr 2003 sorgte ein bundesweiter Trailer für beste Unterhaltung bei Besuchern von Kurzfilmfestivals, in welchen der tschechische Autobauer Skoda durch die beiden weltberühmten Holzköppe die Ideen von SKODA AUTO Deutschland präsentierte.
Meine Kindheitserinnerungen gibt es indessen nicht nur als Marionettenspiel – im III. Quartal 2017 erlebten die beliebten Gliederpuppen ihre Premiere im ersten Zeichentrickfilm!
Text | Autogrammkarte: Jens Rübner