Langzeitprojekt Paußnitzflutung im Elster-Pleiße-Auwald

„Der Auwald braucht Wasser.“ So steht es auf den Hinweisschildern an den Absperrungen, wenn die Paußnitz zur Zeit der Schneeschmelze alljährlich für zwei Wochen aufgestaut wird und sich ihr Wasser auf einer Fläche von etwa fünf Hektar in den südlichen Auwald ergießt.
Uta Zäumer ist seit der ersten Flutung 1993 die Projektverantwortliche – anfangs im Amt für Naturschutz und nach dessen Auflösung und Eingliederung im Amt für Umweltschutz. „Man hätte den Fluss nicht vom Auwald trennen dürfen“, betont sie. „Eigentlich sind die Dämme der 1930er Jahre vollkommen falsch angelegt worden.“
Denn ein Auwald ist feucht, genau genommen wechselhaft feucht. Erst kleinere und natürlich auch größere Hochwasser schaffen die richtigen Umweltbedingungen für spezialisierte Auwaldarten. Seien es bestimmte Schnecken- oder Käferarten oder auch Erlen, Feldulmen oder Schwertlilien, die zurückgehen, sobald dem Auwald das wässrige Nass fehlt beziehungsweise durch Dämme vorenthalten wird.
Die Paußnitzflutung bewirkt das Gegenteil. Sie ist sicherlich künstlich, und ihr fehlt die natürliche Dynamik. Aber die Wiedervernässung hat dennoch messbar positive Effekte gezeitigt: Bereits nach wenigen Jahren bekam der Spitzahorn als auwalduntypisches Gehölz nasse Füße und ging im Bestand deutlich und großflächig zurück – zumindest auf der gefluteten Testfläche.

Seit nunmehr zehn Jahren wird die Ausweitung und veränderte Fortführung des Projektes geplant: die „dynamische Aue“. Bisher wird durch Schließen des oberen Pauß–nitzsiels der Zufluss in die Weiße Elster verhindert, und das Wasser der Paußnitz tritt sanft bis zum Wirtschaftsweg „Die Linie“ über die Ufer. Die natürliche Dynamik, das Durchströmen der Aue wird dann nicht mehr durch Überschwemmen simuliert.
Bei der „dynamischen Aue“ soll der Ratsholzdeich leicht abgesenkt beziehungsweise geöffnet werden, so dass ein Hochwasser eine etwa 20 Hektar große Fläche im südlichen Auwald durchströmen kann. Insbesondere sollen sich trocken gefallene Altarme wieder vernässen, womöglich verbinden. Der Bachlauf in der Probstei (Neue Paußnitz) könnte ständig durchströmt sein und sich eine Gewässerverbindung von der bisherigen Pilotfläche der Paußnitzflutung zur Unteren Paußnitz herstellen. Schon 2021 könnte die „dynamische Aue“ beginnen. Der Planfeststellungsbeschluss für die Deicharbeiten liegt vor, um „die Voraussetzungen für die naturschutzfachlich wünschenswerten Überflutungen des Leipziger Ratsholzes in Bereichen zu schaffen, in denen keine schutzbedürftige Infrastruktur vorhanden ist“, so die Landesdirektion. Hauptsache, das Austrocknen des Auwaldes als Folge der Flussregulierungen und des Braunkohletagebaus wird aufgehalten und umgekehrt.
Text | Foto: Frank Willberg