Kalendergeschichten – Chirurg von Weltruf: Carl Thiersch

Als Carl Thiersch 1867 nach Leipzig kam, um den Lehrstuhl für Chirurgie an der Universität Leipzig zu übernehmen, erwarteten ihn zunächst schwierige Arbeitsbedingungen. Nach Thierschs Aussage war das alte Jakobshospital am Rosental, dem er als Klinikdirektor vorstand, eines der schlimmsten Krankenhäuser, die er je gesehen hatte. Aufgrund der unzulänglichen Bedingungen häuften sich die Todesfälle. Thiersch setzte sich deshalb mit aller Kraft für den Bau eines großen Barackenhospitals in der Südostvorstadt ein, 1871 konnte das Städtische Krankenhaus St. Jakob eröffnet werden. Die Bauweise im Pavillonstil setzte auf die heilende Wirkung von Luft und Sonne, das Klinische Auditorium als Hörsaal- und Demonstrations-OP-Saal erweiterte den Gebäudekomplex, der am Beginn der Universitätsmedizin an der Liebigstraße stand.

In den Folgejahren wurden weitere theoretische und klinische Einrichtungen errichtet – das medizinische Viertel nahm Gestalt an.
Die Familie von Carl Thiersch, der vor 200 Jahren am 20. April 1822 in München geboren wurde, ist reich an bekannten Namen. Sein Vater war der Altphilologe Friedrich Thiersch, sein Bruder der Maler und Bildhauer Ludwig Thiersch, seine Frau Johanna die Tochter von Justus von Liebig.
Nach dem Medizinstudium in München und weiterer Ausbildung in Berlin, Wien und Paris kehrte Thiersch zunächst nach München zurück und forschte unter anderem zur Übertragbarkeit der Cholera. 1854 wurde er als ordentlicher Professor für Chirurgie und Augenheilkunde an die Universität Erlangen berufen und widmete sich hier der Erforschung des Ursprungs der Krebszellen sowie der Wundheilung.
Als einer der ersten in Deutschland führte er die Antisepsis nach Joseph Lister ein.
In seiner Leipziger Zeit erzielte Thiersch große Fortschritte bei Hauttransplantationen, er gilt als Begründer der Transplantationslehre.

Carl Thiersch zählt zu den bedeutendsten Chirurgen des 19. Jahrhunderts in Deutschland. Der Aufschwung der Medizinischen Fakultät an der Universität Leipzig ist neben anderen hervorragenden Medizinern maßgeblich mit seinem Wirken verbunden.
Bis zu seinem Tod am 28. April 1895 blieb er der Stadt Leipzig, die ihn 1892 zum Ehrenbürger ernannte, als Hochschullehrer verbunden.
1900 wurde im Park des Universitätsklinikums Liebigstraße/Johannisallee/Philipp-Rosenthal-Straße eine von Carl Seffner geschaffene Carl-Thiersch-Büste (siehe Foto) aufgestellt.

Carl-Thiersch-Büste. Text | Foto: Dagmar Schäfer