Grünes Juwel für die Leipziger Bürgerschaft: der Palmengarten

Unglaublich prächtig muss er gewesen sein, der am 29. April 1899 eröffnete Palmengarten. Text- und Bildzeugnisse weisen ihn als kostbares grünes Juwel aus, entstanden in den Jahren der raschen Entwicklung Leipzigs zur Großstadt. Bis zu 20 000 Menschen sollen zu Anfang des 20. Jahrhunderts den 22 Hektar großen Vergnügungspark mit dem Gesellschafts- und Palmenhaus, den künstlichen Flussläufen, Steinbrücken und dem Gondelteich täglich besucht haben.
Seine Entstehung verdankt der Palmengarten einer Idee von Oberbürgermeister Otto Georgi. Als 1893 der Leipziger Gärtnereiverein mit einer internationalen Gartenschau auf den landwirtschaftlichen Versuchsfeldern zwischen Leipzig und Lindenau sein 50. Jubiläum feierte, schuf der Lindenauer Gärtnereibesitzer Otto Moßdorf ein so ansprechendes Areal, dass Georgi das „Palmengarten-Projekt“ entwickelte: Es sollte ein Landschaftsgarten entstehen, der den Leipzigern die Palmen des Südens näherbrachte. Für diese tropischen Gewächse entstand das zentrale Gebäude des Parks, das neben Konzert-, Fest- und Speisesälen auch ein Palmenhaus besaß.
Außerdem gab es einen Konzertpark mit Halle und einen Gondelteich, auf dem man im Sommer mit dem Ruderboot fahren und im Winter Schlittschuh laufen konnte. Der noch heute vorhandene Pavillon am Ufer des Teiches war 1897 auf der Sächsisch-Thüringischen Industrie- und Gewerbeausstellung im König-Albert-Park aufgestellt worden und kam danach in den Palmengarten.
In seiner Exklusivität zog der Palmengarten mit den vornehmen Restaurants und Cafés vor allem die gehobenen Gesellschaftsschichten Leipzigs an – dafür sorgten schon die Eintrittspreise für das Gelände. Es gab allerdings auch Rabatte für weniger Wohlhabende.
Der schöne Palmengarten wurde Ende der 1930er Jahre zerstört. Als die Nationalsozialisten auf dem Parkgelände eine Gutenberg-Schau planten, ließen sie alle Parkgebäude sprengen, um Platz für neue Ausstellungshallen zu schaffen. Der Ausbruch des Zweiten Weltkrieges verhinderte die Bücherschau.
Geblieben ist vom vor 125 Jahren eröffneten Palmengarten, der sich als Teil des Clara-Zetkin-Parks von der Jahnallee bis zu Elster und Luppe erstreckt, eine Parkanlage, die sich mit den noch vorhandenen Gestaltungselementen wie dem Palmengartenteich, dem weitverzweigten Wegenetz und dem wertvollen Baumbestand einen ganz eigenen Reiz bewahrt hat und für jedermann geöffnet ist.
Dagmar Schäfer

Ehemaliges Gesellschaftshaus im Palmengarten
Abb.: Archiv der Autorin