Es wurde Licht in Leipzigs Straßen

Es war durchaus eine Art Weihnachtsgeschenk an die Leipziger Bürger, als am 24. Dezember 1701 in der Stadt mehr als 700 mit Rübenöl betriebene Laternen aufleuchteten und die bis dahin dunklen Straßen und Gassen erhellten.
Bereits seit November waren die örtlichen Klempner damit beschäftigt gewesen, die Laternen aufzustellen.
Die Anregung für diese Maßnahme kam von höchster Stelle: August der Starke, der Leipzig und seine Messen sehr häufig besuchte, unternahm viel, um den Charakter der Stadt als Nebenresidenz auszuprägen. Und dazu zählte eben auch eine Stadtbeleuchtung, die Bürgermeister Romanus, ein Günstling des Kurfürsten, installieren ließ und damit sogar noch Dresden zuvorkam.

Leipzig war nicht nur die erste sächsische Stadt mit erhellten Straßen, sie stand in dieser Beziehung auch im europäischen Vergleich sehr gut da. Erst neun Jahre zuvor waren in London die ersten öffentlichen Öllaternen aufgestellt worden, 1665 in Hamburg, 1667 in Paris. 1679 ließ Berlin vor jedem dritten Haus eine Laterne aufstellen, 1681 erhellte Kopenhagen seine Straßen und 1687 Wien. Erst viele Jahre später als Leipzig bekamen St. Petersburg, München, Nürnberg und Frankfurt/Main eine öffentliche Straßenbeleuchtung.
Leipzig wurde mit den Laternen, die aus dem sogenannten Torgroschen finanziert wurden, nicht nur heller, sondern vor allem sicherer. Nachtschwärmer lebten bis dahin durchaus gefährlich, waren genötigt, Pechfackeln mitzuführen, die wiederum eine Feuergefahr darstellten und deshalb 1702 verboten wurden.
Die Stadt tat viel für die Pflege und Erhaltung der Lichtinstallation: vier Laternenaufseher und 18 Laternenwächter betreuten die Straßenbeleuchtung – eine Aufgabe, die wahrscheinlich nicht immer einfach war, wenn man bedenkt, dass die Wächter durch ein kurfürstliches Dekret vor Pöbeleien geschützt werden mussten.

Nachdem 1838 in Leipzig ein Gaswerk entstand, wurde die Gasbeleuchtung eingeführt. 1840 gab es bereits 877 öffentliche Gaslaternen im Stadtgebiet. Dazu kam ab 1895 die elektrische Straßenbeleuchtung, die 1906/07 die gesamte Innenstadt erhellte. Die Gasbeleuchtung wurde 1986 endgültig außer Betrieb genommen.
Über 48000 Lichtpunkte gibt es heute in Leipzig und damit auch ein neues Problem: die Lichtverschmutzung, denn in lichtempfindlichen Gebieten wie Wiesen, Parks und Gewässern schadet zu viel nächtliches Licht der dort lebenden Tierwelt.

Dagmar Schäfer

Die neue Leipziger Straßenbeleuchtung um 1705.
Abb.: Archiv der Autorin