Eine Mentorin erzählt

Ich bin eine Lesefrau – so nennen mich die Kinder in der Grundschule, wenn ich einmal in der Woche montags oben im 3. Stock an der Klassenzimmertür stehe. Alle rennen oder schlurfen an mir vorbei – es war ihre letzte Stunde für heute. Nur Leo bleibt, ich übe mit ihm Lesen. Nur wir beide, eine Stunde. Wir entdecken zusammen neue Wörter, aus denen Sätze werden und später Geschichten. Wenn montags unsere Lesestunde mal ausfällt, Ostermontag, Pfingstmontag …könne er doch zu Hause Papa oder Mama bitten, schlage ich ihm vor. Nein sagt Leo, so etwas gibt es bei ihnen nicht, keine Bücher, keine Lese-Zeit. Aber es wäre schön, sagt er, wenn Du mit mir nach Hause kommen könntest.
Kann ich natürlich nicht. Wir haben hier in der Schule unseren Raum, da bin ich da, nur für ihn ganz allein.
Wochen später – Leo liest, weiß nun auch, dass er nach einem Punkt beim Lesen eine Pause machen kann und dass die kleinen Striche, die Anführungszeichen, vor einer wörtlichen Rede stehen, – da erzählt er mir so zwischendurch: Weißt Du, meine Mama hat gesagt, wenn Du unbedingt ein Buch haben möchtest, dann kauf‘ ich Dir eins.
Und ich bin glücklich – er will…! und er sagt, was er möchte… und genau darin möchte ich ihn als Mentorin weiter bestärken.

Mittlerweile sind wir als Mentor-Verein an 50 Leipziger Grundschulen (und Umland) tätig, etwa 180 Lese-MentorInnen und Mentoren lesen mit 200 Kindern und der Bedarf an den Schulen ist noch viel größer – jedes 4. Kind, so sagen es bundesweite Studien kann am Ende der Grundschulzeit nicht richtig lesen, nicht verstehen, was es liest…
Und deshalb suchen wir weiter Ehrenamtliche, die Freude daran haben, Kindern beim Lesenlernen zu unterstützen.

Nähere Infos unter: www.mentor-leipzig.de, E-Mail: mentor-leipzig@gmx.de