Eine Gohliserin erzählt …

Steffi Martin ist eine überzeugte Gohliserin und leidenschaftliche Wagnerianerin. Die ausgebildete Opernsängerin kennt alle Wagner–opern und kann dennoch nicht genug davon kriegen. Im Wagnerverband fühlt sich die Ur-Leipzigerin, die in Anger-Crottendorf geboren wurde und dort die 25. Polytechnische Oberschule besuchte, gut aufgehoben.

Aber sie taucht auch gern in die Stadtgeschichte ein, respektive in die von Gohlis. Schon im Seniorenkolleg an der Universität Leipzig wählte sie die Gruppe Stadtgeschichte. „Das gefiel mir.“ Jetzt schaut sie Häuser in ihrer Umgebung mit anderen Augen an und sucht nach Beispielen mit interessantem Hintergrund. Als Mitglied im Bürgerverein Gohlis will sie auch dort „ein bissel mitmachen“, wie sie sagt. Außerdem ist sie noch im Kunstverein, im Förderkreis der Oper, bei den Freunden des Gewandhauses und im Gesundheitssportverein aktiv.
Und die Hobbyfotografie darf auf keinen Fall zu kurz kommen. Jedes Jahr erstellt Steffi Martin  einen Fotokalender. Schwärmend zeigt sie ihre Sonnenuntergänge, aufgenommen vom Balkon aus. Diese Aussicht möchte sie nicht mehr missen. Immerhin wohnt sie seit 1990 in dem Mietshaus Kasseler Straße. „Mein Balkon in der vierten Etage ist ein Traum mit grüner Aussicht in den Auwald. Alle meine Himmel fotografiere ich dort. Wenn ich die Miete nicht mehr bezahlen kann, nehme ich den Balkon einfach mit“, meint sie lachend.
Über das aufregende Leben einer Opernsängerin könnte sie, wenn gewünscht, vor Publikum berichten, auch davon, dass sie auf Anraten ihres Vaters zunächst einen „ordentlichen“ Beruf erlernte, den einer Verlags-Musikalien-Buchhändlerin bei Edition Peters. Erst danach folgte das Studium an der Hochschule für Musik. Erste Engagements als Gesangssolistin führten sie nach Thüringen, allerdings mit „unwürdigen Wohnverhältnissen“ in Dachkammern und Untermieten.
Das änderte sich erst Ende der 1980er Jahre, als die Sängerin nach Leipzig zurückkehrte und eine Stelle im Opernchor bekam. „Die erste Gohliser Wohnung hatte sogar Bad und Kachelofen“, erinnert sie sich und spricht von einer „Erlösung“ nach 1989, weil sich Türen für eine Wohnung nach Wunsch öffneten. Und ihr Wunsch für die Zukunft? „Hoffentlich kann ich meinen Traum in Gohlis noch lange genießen.“

Überzeugte Gohliserin: Steffi Martin.
Text | Foto: Marianne H.-Stars