Den Schulalltag aus einer anderen Perspektive betrachtet

Gerade habe ich bei Google den Suchbegriff „Schule“ eingegeben, den der Internetriese ergänzt durch: „ist ein Ort der Probleme“.

Schule, was ist das nun für ein Ort?

In der Franz-Mehring-Grundschule in der Gletschersteinstraße komme ich mit Schulsozialarbeiterin (in Trägerschaft der KINDERVEREINIGUNG Leipzig e.V.) Monika Bail ins Gespräch. Sie ist dort seit 2018 tätig und meint: „An einem Ort, an dem Menschen zusammentreffen, kann es zu Konflikten kommen.“ Und an einem solchen Ort werden auch Probleme sichtbar. Deshalb ist es gut, dass es Schulsozialarbeit gibt.
„Schulsozialarbeit“, so erklärt Monika Bail, „ist Beratung – mit Gruppen, mit einzelnen Schülern, mit Familien. Als Schulsozialarbeiter vermitteln wir ggf. an andere Fachstellen und vernetzen.“

Grundlegend für ihre Arbeit sei, Kinder niemals als Fälle, sondern immer als Personen zu sehen, mit denen sie zuallererst von Herz zu Herz ‚sprechen‘ möchte. „Nur wer fühlen kann, kann auch mitfühlen.
Die Betonung liegt hier auf Mit-Fühlen, nicht auf Mit-Leiden“, betont Monika Bail, die über zahlreiche Weiterbildungen verfügt. Sie ist Sozialarbeiterin/-pädagogin, darüber hinaus lässt sie sich zur Sterbe- und Trauerbegleiterin ausbilden und veranstaltet Kurse „Starke Eltern – starke Kinder“. Gerade absolviert sie eine Ausbildung zur „Tiergestützten Therapie“. Unterstützt wird sie dabei von ihrer Hündin Yuna, die sie zwei- bis dreimal in der Woche in die Schule begleitet. Wer Umgang mit Tieren hat, weiß, was diese bewirken können: ein Gefühl des Friedens, der Gemeinschaft und der Liebe.

Im Gespräch erfahre ich, dass der Arbeitsalltag als Schulsozialarbeiterin ziemlich erlebnisreich sein kann. Er bringt sowohl schöne als auch schwierige Momente mit sich. Wenn beispielsweise Konflikte gelöst werden können oder Kinder glücklich die Grundschule in eine weiterführende Schule verlassen, dann ist es ein schönes Gefühl. Monika Bail weiß aber auch um Kindesmisshandlung, Kindesmissbrauch und Vernachlässigung. „Wenn es um Kindeswohlgefährdung geht, sind wir besonders gefordert“, erklärt sie. „Dann ist es gut, wenn sich unter dem Dach der Schule mehrere Professionen mit verschiedenen Blickwinkeln und Ansichten vereinen.“ Das mache es leichter, Probleme anzugehen und zu lösen. Als wichtige Voraussetzung benennt die Schulsozialarbeiterin:„Gespräche müssen konzentriert geführt werden, es wird Zeit dafür gebraucht, die ich mir einräume, um in die Tiefe gehen zu können.“
Am Ende eines Arbeitstages, so erzählt Monika Bail, werden die Arbeits- gegen die Wohnungsschlüssel getauscht. Dann ist ein bisschen Abstand angesagt.
Wie der aussieht?
„Ich gehe viel in die Natur, treffe mich mit Freunden, bin in der Hospizarbeit aktiv, jogge, knüpfe Makramee …“ Nach einer kurzen Pause fügt sie hinzu: „und ich singe im Chor Crazy Generation.“ *)

Text | Foto: Oliver Bönisch

*) Der Chor Crazy Generation ist übrigens am 8. Juni 2024, 19 Uhr, in der Stötteritzer Marienkirche zu erleben – siehe auch Seite 3.