Das riecht ja wie früher

Wenn man einen Laden betritt, einmal tief durchatmet und feststellt: Das riecht ja wie früher!, dann ist das durchaus ein Kompliment und zugleich jede Menge guter Erinnerungen.
„Erinnerung“, sagte Heinrich Böll, „sind Heimat!“ So gesehen ist die Salbenmanufaktur „Beti Lue.“, in der Naturkosmetik kreiert und verkauft wird, ein Stück Heimat.
Die ebenso zierliche, wie fröhliche Geschäftsführerin Friederike Fellmer, promovierte Chemikerin, gesteht: „Der Laden ist mein Wohnzimmer.“ Nicht, weil sie so viel Zeit hier verbringt, sondern weil der Laden auch ein Stück Heimat für sie ist. Apropos „Heimat“: die junge Frau stammt aus einem Dorf am Rande des Erzgebirges. Dort begann sie im Alter von sechs Jahren mit Kräutern zu experimentieren, stellte daraus unter anderem Tees und Salben her; gewiss die Grundlage ihres heutigen Handwerks.
Das Besondere am Handwerk sei, dass man Prozesse von der Idee, bis zum Verkauf selbst in der Hand habe, auf jeden Schritt gewappnet sein muss und dafür verantwortlich ist. Das führt dazu, dass man an so manchem Abend auch „rechtschaffend müde“ ist, wie mir die „Kosmetikfee“ schildert.
Auf ein Assoziationswort zum Handwerk befragt, überlegt sie kurz: „Herzblut!“ Ja, das ist wohl eine Besonderheit des Handwerks, da liegt „Herz“, also „Seele“ in dem Gefertigten.
Die Geschichte der Seife ist wohl gut 4500 Jahre alt, die von „Beti Lue.“ in der Könneritzstraße 61 gerade einmal zehn. Und doch hat der Laden Geschichte, löst beim Betreten heimatliche Gefühle und Erinnerungen aus.