Das Kriseninterventionsteam: Für Menschen da sein, wenn sie Hilfe benötigen

Im vergangenen Herbst wurde das Kriseninterventionsteam Leipzig (KIT) mit dem Sächsischen Bürgerpreis 2023 ausgezeichnet (Ortsblatt berichtete darüber in der Ausgabe 5/2023). Johanna Wolf (Foto) ist eine von 30 aktiven Ehrenamtlern, die Menschen zur Seite stehen, wenn sie dringenden Beistand benötigen. Wir kamen mit ihr ins Gespräch.
Über einige Zwischenstationen hat Johanna Wolf zum KIT gefunden: Nach einem dramatischen Erlebnis als Zwölfjährige, engagierte sie sich in der Kinder-Freiwilligenfeuerwehr, jetzt hilft sie Menschen, die in Not geraten sind. „Wir stehen Menschen meist in schweren Krisen bei, die für sie oftmals aussichtslos erscheinen“, erzählt sie. „Es sind Situationen, in denen sich von einem Moment zum anderen das ganze Leben verändert. Das kann ein Unfall sein, aber auch ein Tötungs- oder Selbsttötungsdelikt. Ja, bei unserem Einsatz geht es oft auch um das Thema Tod.“
Rettungsdienste, Feuerwehr oder Polizei rufen in diesen Fällen das KIT-Team zu Hilfe. „Für uns“, so die junge Frau, „heißt das Trost spenden, Erklärungen geben, Verbindungen herstellen. Die erste Verbindung, die stabil sein muss, ist die vom Betroffenen zum KIT-Helfer, nur so kann es gelingen, die Krise ins Leben zu integrieren und nächste Schritte zu gehen.“
Aufgehoben sei sie in einer Gemeinschaft von Menschen, die als „querbeet“ zu bezeichnen sind. In dem Leipziger Verein sind alle Altersklassen und unterschiedliche Berufsgruppen vertreten. Sie alle eint der Wille, für Menschen dazusein, ihnen zuzuhören, sie ggf. bei der Abschiednahme Verstorbener zu begleiten, und sie zu befähigen, die Situation gemeinsam zu meistern.
Einiges davon erlernen die ehrenamtlichen Helfer in den Schulungen zu Beginn ihrer Tätigkeit. Empathie und Authentizität müssen sie selbst mitbringen. Der „Rest“ ist lebenslanges Lernen im Dienst. Nach einem Einsatz, so berichtet die junge Frau, gehöre es zum Ritual, sich auszutauschen und das Erlebte gemeinsam aufzuarbeiten. Letztendlich bedeutet ein jeder Einsatz auch eine Belastung für die Helfer. „Ja, und manches Mal“, so Johanna Wolf, „gehört zum Dienst auch ein befreiendes Lachen!“ Gut sei auch, wenn man einen „Anker“ hat. Für Johanna Wolf, die als Eventmanagerin tätig ist, sind das Familie, Hund und Natur. Hier gewinnt sie die nötige Kraft und Ruhe für ihre Einsätze, die sie zwei bis drei Mal im Monat absolviert. Sie hat dann eine 24 Stunden Bereitschaft, in der sie alle Aufträge entgegennimmt.
Über 250 Einsätze leisten die ehrenamtlichen KIT-Mitarbeiter im Jahr. Da sind aktive Helfer durchaus willkommen. Johanna Wolf würde sich freuen, wenn sich Interessierte bei ihr bzw. dem KIT-Team Leipzig melden würden.
Text | Foto: Oliver Bönisch

Kriseninterventionsteam Leipzig e.V.
Schenkendorfstraße 28
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