Bedeutender Reformations­drucker: Melchior Lotter

Melchior Lotter war angetan von den Ideen, die von Wittenberg ausgehend auch nach Leipzig drangen. Er gehörte zu jenem Teil der Leipziger Bürgerschaft, die der Reformation aufgeschlossen gegenüberstanden, während die meisten Bewohner, vor allem der Rat, sich zu dem neuen Denken in Glaubensfragen zurückhaltend bis ablehnend verhielten – gestützt letztlich von der Politik Herzog Georgs von Sachsen. Als hartnäckiger Gegner Luthers ließ Herzog Georg Buchdrucker und Buchhändler streng beaufsichtigen und verbot reformatorische Schriften. Luthers Werke wurden in Leipzig dennoch gedruckt und verbreitet.

Um 1470 in Aue geboren, wurde Melchior Lotter Buchdruckerlehrling bei Konrad Kachelofen in Leipzig, einem der bedeutendsten Leipziger Frühdrucker. Kachelofen betrieb seine Werkstatt an einer Ecke des Rathauses, außerdem eine Buch- und Papierhandlung sowie einen Weinausschank. Lotter heiratete die Tochter Kachelofens und übernahm 1499 die Druckerei seines Schwiegervaters und trat auch als Verleger auf.

Druckte Lotter zunächst vorwiegend lateinische Schriften theologischen Inhalts sowie Schulbücher, kamen um 1500 auch Werke des Humanismus hinzu. Mit der wachsenden Buchproduktion konnte er seine Werkstatt zur damals größten und leistungsstärksten Druckerei Leipzigs ausbauen und beschäftigte bis zu sieben Drucker.
1517 übernahm Melchior Lotter den Plakatdruck der 95 Thesen Martin Luthers.
Bis 1520 kamen aus seiner Werkstatt etwa 40 Lutherdrucke. Während der Leipziger Disputation 1519 wohnten Martin Luther und Philipp Melanchthon in Lotters Herberge in der Hainstraße – dort, wo heute das Hotel de Pologne steht und eine Gedenktafel an Luthers Aufenthalt erinnert.

Vom befreundeten Martin Luther angeregt, eröffnete Lotter 1520 in Wittenberg eine Zweigdruckerei und übertrug sie seinen Söhnen Melchior und Michael. In Leipzig aber geriet der Reformationsdrucker mit seiner Werkstatt in wirtschaftliche Schwierigkeiten; vor der Pest floh er vorübergehend nach Meißen.
Nach seiner Rückkehr bewahrten ihn der von Kachelofen übernommene Buch- und Papierhandel sowie der Weinausschank vor Existenznot. Um 1530 druckte Lotter wieder vermehrt, 1536 „Ein Gerechent Büchlein“ von Adam Ries, das er auf dem Titelblatt mit der Anmerkung versah: „Zu Leiptzick hatt gedruckt diss gerechent Buechlein Melchior Lotter“.
Melchior Lotter starb am 1. Februar 1549 in Leipzig.

Dagmar Schäfer
Abb.: Archiv der Autorin

Buchdruckerzeichen von Melchior Lotter. Die Buchdrucker jener Zeit brachten ihr Zeichen gern am Schluss eines Buches an.