Auf die Nägel, fertig, hämmern! Bauspiel­platz Ost feiert 2. Geburtstag

Die kleinen Racker wissen es längst. Horterzieher auch. Nur die Älteren und Eltern brauchen etwas länger: Der Kunstgarten in der Ludwigstraße 42 hat sich Anfang 2017 in den Bauspielplatz Ost verwandelt. Seither probieren sich hier die 6- bis 13-jährigen Handwerker aus dem Viertel aus. Das Hämmern und Sägen künden vom baulichen Tun. Und das verwachsene und verwinkelte Holzbauwerk – eine urige Mischung aus Hütten, Brücken, Türmen mit Fahne – wächst ein Stück weiter.
Am 2. April startet der Bauspielplatz Ost mit erweiterten Öffnungszeiten von Dienstag bis Freitag in seine nunmehr dritte Saison. Ein offenes, alternatives und vor allem kostenfreies Freizeitangebot für Grundschüler.„Wir wollen, dass die Kinder möglichst selbst kreativ werden“, erläutert Zissi Molde. Die Biologin ist eine von neun jungen Leuten, die die Kinder betreut, und damit eine Ausnahme. Dann die Mehrheit in diesem Freundeskreis sind Sozialpädagogen, studieren Soziologie, arbeiten in der Kinder- und Jugendhilfe oder Ähnliches. Jede Woche trifft sich das Plenum. Dazu kommt noch ein Ehrenamtler. Das „Du“ gehört auf dem Platz zum freundlichen Ton.
Aber so frank und frei das Angebot auch ist, das Werkzeug macht einige Regeln und Grenzen erforderlich – „Oben nicht toben“ zum Beispiel. „Die Kinder sollen neben dem Umgang mit dem Werkzeug auch den Wert der Sachen lernen“, betont Zissi. Das fängt bereits bei der Werkzeugausgabe an: Jedes Kind wird mit Name und Alter ins große Buch eingeschrieben. Ebenso das ausgegebene Werkzeug – Hammer, Zange – sowie die Anzahl der Nägel. Das alles kommt in einen Eimer, gegen einen Pfand. Wer neue Nägel erhalten möchte, muss alte aus dem „Nagelholz“ rausziehen. Zum Tausch gegen neue.
Als nächstes plant der Freundeskreis eine Kinderküche zum gemeinsamen Kochen. Der Bauspielplatz ist in der Tat ein besonderer Ort der Begegnung und des Ausprobierens – ein Freiraum.
Nach zwei Jahren mit einem Nutzungsvertrag mit dem örtlichen Bürgerverein hat der Freundeskreis ab Anfang 2019 einen Mietvertrag direkt mit der LWB erhalten, über fünf Jahre. „Unser Trägerverein ist KiWest, der seinerseits zum BDJA, dem Bund der Jugendfarmen und Aktivspielplätze e. V., gehört“, erklärt Zissi. KiWest betreibe seit nunmehr zehn Jahren den Bauspielplatz Wilder Westen. Über den BDJA sei auch der Bauspielplatz Ost versichert. „Das Bauholz erhalten wir über Spenden“, ergänzt sie.
Von den 2017 beantragten städtischen Fördermitteln sei rund die Hälfte gewährt worden. Für 2019 drohte der Rotstift und damit die Schließung, so dass eine Online-Petition gestartet wurde. Nun hat der Verein bzw. der Bauspielplatz als bestehendes Projekt zumindest eine mündliche Zusage. Eine gute Nachricht für den Stadtteil, der im STEK (Integriertes Stadtteilentwicklungskonzept Leipzig Ost 2013) als „Schwerpunktgebiet der Stadtentwicklung definiert“ ist und in dem erhöhter Handlungsbedarf in Bezug auf soziale Belange besteht.
Zum Feierabend überprüfen Zissi und ihre Freunde das Bauwerk auf rausstehende Nägel, lockere Bretter. Alles in Ordnung. Morgen gehts weiter.

Frank Willberg
www.bauspielplatz-ost.de