Archiv der Spaßmacher und Hofnarren

Hans-Dieter Hormann erforscht die Geschichte der Clowns

Das Clown Museum, Breite Straße 22, hat wieder geöffnet. Das freut den Gründungsvater Hans-Dieter Hormann ungemein. In Lockdown-Zeiten fürchtete er mehr als einmal das Aus. Dann hätte er die komplette Sammlung an das Zirkusmuseum der Stadt Wien gegeben. Das sei nämlich ganz scharf drauf. „Zum Glück halfen uns Freunde und Vereinsmitglieder mit Spenden“, sagt Hormann, der 1991 aus Mönchengladbach nach LE kam. Ein Dresdner Architekturbüro hatte den studierten Bauingenieur gerufen. Dass er in Leipzig landete, war nicht geplant. Seine erste Baustelle war das Sankt Georg, konkret die OP-Säle.  Seine „schönste Baustelle“ sei der  Königsbau am Augustusplatz gewesen. „Seit ich hier bin, war ich nie mehr weg, und das habe ich nicht eine Minute bereut.“

Aber was hat ein Bauingenieur mit Clowns zu tun?
Auslöser war eine bewegliche Figur, die der neunjährige Dieter 1957 in einem Schaufenster sah. Das Interesse war geweckt und nahm stetig zu. Aus der Faszination wurde Verehrung, und der Junge bekam clowneske Geschenke noch und noch. Daneben vertiefte er sich in Bücher zum Thema, denn der Sammler wollte die Geschichte der Spaßmacher ergründen – bis heute. Er ist in aller Welt vernetzt und steckt mit seinem
Hobby auch die Familie an. So sind seine Frau Petra und Sohn Tom dem  2007 gegründeten Verein „Dipetos Welt der Clowns e. V.“ eng verbunden.

2010 öffnete das Museum, das Zehntausende Objekte aller Art ausstellt. Das Äußere der Figuren ist die eine Seite, das, was dahinter steckt, die andere. Und darüber weiß Hormann so manche Geschichte zu erzählen, eine wie diese:„Eine Frau aus dem Erzgebirge druckste herum und wollte nicht so recht reden“, aber er habe nicht locker gelassen. So erzählte sie vom Großvater, der 1913 kleine Clownfiguren aus Bonbonpapier gebastelt hatte, um sie seinen Kindern zu schenken. Diese Figuren hatte sie dabei, und sie sind nun im Museum ausgestellt.
Während der Coronapause hat sich der Verein intensiv mit der Geschichte des Lachens befasst. „Die über Jahre gesammelten Fragmente fügten wir dokumentarisch zu einem Schaubild zusammen, auf dem wir jetzt die Geschichte des Lachens zeigen“, so Hormann.
Außerdem ist das Buch „Mööögliches und niet mööögliches“ entstanden. Darin findet sich auch der Hofnarr Claus Narr, der 1455 in Ranstätt bei Leipzig geboren wurde. Weitere mehr oder weniger bekannte Clowns werden vorgestellt sowie das Museum selbst. Niemand konnte ahnen, dass sich aus dem Clown Museum mal eine Stätte mit einem so hohen Stellenwert unter den Museen in Europa entwickeln würde. Inzwischen ist ein Archiv der Spaßmacher, Hofnarren und Clowns daraus geworden. 

Geöffnet: Dienstag bis Freitag 11-17 Uhr, Sonntag 13 bis 17 Uhr
Zur Museumsnacht am 7. Mai werden Filmausschnitte gezeigt.

Hans-Dieter Hormann in seinem Museum.
Text | Foto: Marianne H.-Stars