Afrikaforscher im Auftrag Augusts des Starken: Christian Gottlieb Ludwig

Das 1730 unterbreitete Angebot, als Botaniker an der von August dem Starken finanzierten Afrikaexpedition teilzunehmen, rettete den Leipziger Medizinstudenten Christian Gottlieb Ludwig aus argen Geldnöten. 1709 in Brieg/Niederschlesien als Sohn eines Schuhmachers geboren, hatte er sich seine akademische Ausbildung hart erkämpfen müssen. Doch nun war sein Stipendium nicht erneuert worden, Ludwig musste sein Studium abbrechen. Seine umfassenden botanischen Kenntnisse aber waren in Fachkreisen nicht unbemerkt geblieben, so dass er schließlich im Oktober 1731 als Teilnehmer der sächsischen Expedition aufbrach mit dem Ziel, Flora und Fauna Nord- und Westafrikas zu erforschen und „wilde Tiere“ für die Dresdner Menagerie Augusts des Starken zu fangen.
Die Forschungsreise endete jedoch vorzeitig mit dem Tod des Kurfürst-Königs 1733. Die nachfolgende Regierung war an der Expedition nicht mehr interessiert und forderte die Teilnehmer zur Rückkehr auf. Auch eine sicherlich geplante Veröffentlichung zur Reise kam nicht zustande.
Wieder in Leipzig, setzte Ludwig sein Medizinstudium fort und erwarb 1737 den Doktortitel. 1740 wurde er zum außerordentlichen Professor der Medizin berufen, erhielt jedoch kein festes Gehalt, so dass er auch weiterhin mit wirtschaftlichen Sorgen zu kämpfen hatte, nur wenig gemildert durch eine kleine Pension, die ihm für die Teilnahme an der afrikanischen Reise ausgesetzt worden war. Erst mit der Berufung zum Professor der Pathologie im Jahr 1748 erhielt er eine gesicherte Lebensstellung.
Ludwig galt als gefragter und bei seinen Studenten beliebter Lehrer. Als Goethe 1765 zum Studium nach Leipzig kam, wurde er regelmäßiger Tischgast im Hause Ludwigs und kam hier mit naturwissenschaftlichem Denken in Berührung. Ludwig gründete und leitete auch eine Disputiergesellschaft für angehende Ärzte und schuf 1752 eine Zeitschrift, die sich den neuesten Erkenntnissen in den Naturwissenschaften und der Arzneikunde widmete. Unter seinen Zeitgenossen war er als Forschungsreisender angesehen, später jedoch geriet die Afrikareise in Vergessenheit, zumal die Sammlungen und Zeichnungen größtenteils beim Dresdner Maiaufstand 1849 verbrannten.
Christian Gottlieb Ludwig, der heute als einer der bedeutendsten Leipziger Mediziner seiner Zeit gilt, starb vor 250 Jahren am 7. Mai 1773 in Leipzig.

Das Pathologische Institut der Universität erinnert in seiner Chronik an die erste Dokumentation pathologisch-anatomischer Befunde durch Christian Gottlieb Ludwig in den Jahren 1769 bis 1772.
Text | Foto: Dagmar Schäfer