Ältestes Medizinkompendium der Welt bekommt Ehrenplatz

Vor 150 Jahren wurde der Ägyptologe Georg Ebers, heute vor allem bekannt durch den nach ihm benannten „Papyrus Ebers“, ein altägyptisches medizinisches Handbuch, als außerordentlicher Professor für Ägyptologie an die Universität Leipzig berufen und wirkte in diesem Fach 19 Jahre.
Geboren wurde Ebers 1837 in Berlin als Sohn eines Bankiers, war Schüler des Cottbuser Gymnasiums und erwarb in dieser Stadt einen Ehrenplatz, weil er 1856 nach einer Explosion eine Arbeiterin aus einem brennenden Fabrikgebäude rettete.
In Göttingen und Berlin studierte er Jura, Sprachen und Archäologie und wirkte zunächst als Professor für Altertumskunde an der Universität Jena.
Einen Ehrenplatz wissenschaftlicher Art erwarb sich Georg Ebers mit dem Papyrus Ebers, den er von seiner Ägyptenreise 1872/73 nach Leipzig brachte – die umfangreichste und einzige vollständig überlieferte Schriftrolle aus der altägyptischen Heilkunde. Sie stammt aus der Mitte des 2. Jahrtausends vor der Zeitrechnung, ist 18,63 Meter lang, 30 Zentimeter hoch, in schwarzer sowie roter Schrift beschrieben und enthält 879 Rezepte und Ratschläge. Ebers kaufte die Buchrolle in Luxor von einem koptischen Händler; 300 ägyptische Pfund soll er dafür bezahlt haben – heute ist der Papyrus Ebers kulturgeschichtlich von unschätzbarem Wert. Bereits 1875 veröffentlichte Ebers ein gedrucktes Faksimile der Buchrolle – zum Glück, denn bei den Bombenangriffen im Zweiten Weltkrieg gingen vier Meter des Dokumentes verloren.
Die Universitätsbibliothek Leipzig, in der die Schriftrolle seit 1873 aufbewahrt wird, will nun eine Replik des Originals in einem Schauraum der Albertina zeigen und bewirbt sich bei der UNESCO um den Titel eines Weltdokumentenerbes für den Papyrus Ebers.

Georg Ebers machte sich auch als Schriftsteller einen Namen, gehört zu den Bestsellerautoren des 19. Jahrhunderts. Die Themen seiner historischen Romane wählte er zum großen Teil aus seinem Forschungsgebiet, zum Beispiel „Eine ägyptische Königstochter“ und „Kleopatra“. Außerdem verfasste er populärwissenschaftliche Werke wie „Aegypten in Bild und Wort“ und trug damit zur Ägypten-Begeisterung im 19. Jahrhundert bei. Georg Ebers starb 1898 in Tutzing.

Dagmar Schäfer

„In einem Harem der Khalifenzeit“ – Illustration aus Ebers‘ Werk „Aegypten in Bild und Wort“.
Abb.: Archiv der Autorin