Eigentlich fehlt nur der Kaffee, um das hektische Treiben komplett authentisch werden zu lassen. Etwa 120 Grundschüler aus dem gesamten Stadtgebiet wuseln durch die Flure der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig (HTWK), fotografieren, interviewen, texten und illustrieren.
Vom Jugendpresse Sachsen e. V. werden eine Etage höher Workshops angeboten. Bei Christian Strelow laufen alle Beiträge im Computer zusammen. Und am Ende des Tages haben die Kinder ihre Schülerzeitung sogar selbst layoutet, die dann mit minimaler Nacharbeit in der Stadtdruckerei gefertigt wird. Die letzte Ausgabe von 2017 umfasste 36 Seiten!
Es ist bereits die fünfte Hort-Presse-Messe, die vom Jugendamt ausgerichtet wird und sich an alle 63 Hort-Einrichtungen wendet. Gerda Kellner-Loris spricht nicht nur Grußworte zur Eröffnung und begleitet die Veranstaltung mit drei Kolleginnen aus dem Fachamt Jugend und Bildung, sie engagiert sich auch im Arbeitskreis Kinder und Medien im Hort (AK), der alle sechs bis acht Wochen zusammenkommt.
Initiator und Mitorganisator der Hort-Presse-Messe ist Christian Strelow. Der Erzieher von der Schule am Auwald leitet die dortige Medienwerkstatt und rief vor zehn Jahre eine Schülerzeitung ins Leben. Aber es waren die Schulkinder in seinem Hortangebot, die sich mit anderen austauschen und sehen wollten, was die so machen, blickt Strelow zurück. So entstand die Messe-Idee.
Die erste Hort-Presse-Messe fand im Juni 2010 im Freizeittreff Rabet statt. Später war es das Neue Rathaus und nun die HTWK, in der sich die kleinen Redakteure dank vorlesungsfreier Zeit gut ausbreiten konnten.
„Ich finde es wichtig, dass die Hortkinder lernen, sich zu artikulieren und einzubringen, auch außerhalb dieser Zeitung“, betont Strelow. Dazu käme der Austausch mit anderen Hort-AGs und eben auch, dass die Grundschüler Techniken und Open-Source-Programme beherrschen lernen. Das mache das Wissen ortsunabhängig und nachhaltig.
Auf der Hort-Presse-Messe bieten die Angebote des Jugendpresse Sachsen e. V. dafür beste Voraussetzung. „Die vier Workshops werden jeweils drei Mal im Laufe des Nachmittags wiederholt“, berichtet Ronia Contzen. Die Themen reichten vom Fotografieren und Layouten über Darstellungsformen bis hin zu Comics, Mangas aber auch Bildrechten. In manchen Horten gebe es keine Schülerzeitung, dafür werde ein Podcast gemacht. Wichtig sei das Austauschen, Abgucken, Connecten und Bessermachen, so Contzen aus dem 5er-Team des Jugendpresse Sachsen
e. V.
Als Zusatzangebot der diesjährigen Messe konnten die Hortkinder ihre Messe-Buttons selbermachen sowie einen Fahrroboter programmieren und umherfahren lassen.
Das RobertaRegioZentrum der HTWK will mit solchen Angeboten das Interesse für Robotik und Programmierung wecken und die Barriere bei Jungs und Mädchen zu MINT-Fächern abbauen.
Aber zunächst warten alle Programmierer und Redakteure von morgen auf die gedruckte Zeitung der 5. Hort-Presse-Messe.
Emsiges Treiben vor Redaktionsschluss …
Text | Foto: Frank Willberg