100 Jahre Küchen-Beck – ein traditions­reiches Familien­unternehmen blickt zurück


1919: Möbelgeschäft Beck am Roßplatz Foto: privat

Wer einen Hausstand gründet, benötigt Möbel. Das war vor 100 Jahren so und wird heute noch so gehandhabt. Der Name BECK ist daher eine Institution in Leipzig.
Am 1. Juni 1919 eröffnete Thilo Beck am Roßplatz ein Möbelgeschäft. Auch 100 Jahre später wird in Leipzig unter diesem Namen mit Einrichtungsgegenständen gehandelt, seit 1964 speziell mit Küchen. Anlass genug, um am 14. Juni 2019 mit Freunden, Geschäftspartnern und treuen Kunden dieses Firmenjubiläum zu feiern.
Begrüßt wurden die Gäste von Christian Martan (80), Geschäftsführer der Küchen Beck Profi Center GmbH, seiner Ehefrau Antje Martan, geborene Beck, und der Tochter Susann Martan, die gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten Branko Broz (55) die alltäglichen Geschäfte führt. Somit hält bereits die vierte Generation das traditionsreiche Familienunternehmen am Laufen.
Unübersehbar prangt die 100 im Schaufenster des Fachgeschäftes Arndtstraße/Ecke Karl-Liebknecht-Straße. Wer genau hinschaut, kann hier anhand von Fotos und historischen Zeitungsausschnitten eine kleine Zeitreise über 100 Jahre Beck-Geschichte unternehmen. Im Geschäft selbst haben längst Hightech-Geräte in modern ausgestatteten Küchen Einzug gehalten. Dass sie nicht nur schön anzuschauen sind, sondern auch praktisch funktionieren, davon konnten sich die Jubiläumsgäste selbst überzeugen. So zauberte eine Profiköchin im Backherd kulinarische Köstlichkeiten, die Kühlschränke sorgten für entsprechende wohltemperierte Getränke und die komfortablen Küchen- und Ecktische luden zum Plaudern ein.

Anekdoten aus 100 Jahren

Wenn ein Unternehmen zu Zeiten der Weimarer Republik gegründet wurde und bis heute besteht, hat es sehr viel richtig gemacht und noch mehr zu erzählen.
Der komplette Gegensatz zu den heute üblichen Möbelmärkten war das Geschäft von Wolfgang Beck in der Könneritzstraße in Schleußig. Ganze 16 Quadratmeter maß der Laden im Jahr 1948. Ein Schlafzimmer musste daher kompakt präsentiert, eher aufgestapelt werden: unten ein Schrank, darauf die Nachtschränkchen und daneben die Bettgestelle. Nachdem so ein Zimmer verkauft war, wurde alles wieder zerlegt, per Leiterwagen zum Kunden gefahren und vom Chef persönlich wieder aufgebaut. Die Mobilität machte einen großen Sprung nach vorn, als Wolfgang Beck ein „Tempo“-Dreirad erwerben konnte. Ab 1952 wurden die Räumlichkeiten deutlich erweitert und die Schleußiger Adresse somit zum Stammsitz der Firma bis 1994.


1952: Möbeltransport mit Tempo-Dreirad  Foto: privat

Organisationstalent, Einfallsreichtum und Beziehungspflege waren zu DDR-Zeiten unverzichtbar, um einen sozialistischen Handelsbetrieb zu führen. Die Küchen wurden angeliefert, wie es der planwirtschaftliche Verteilerschlüssel vorsah und nicht etwa, wie es ein Kunde bestellte. Es war Sache des Küchenhändlers, Unter-, Ober- und Besenschränke jenseits von Einheitsküchen zu kombinieren.

Heiß begehrt waren die so genannten Exportrückläufer – Küchen, die in der DDR für den Export ins „nichtsozialistische Wirtschaftsgebiet“ hergestellt wurden. Ab und zu kam auch ein LKW voller Küchen zurück, die bei der bundesdeutschen Qualitätsprüfung nicht bestanden hatten. Um überhaupt je die Chance auf so eine Lieferung zu haben, musste man beim Absatzleiter des Herstellerbetriebs mehr als einen Stein im Brett haben. Geschäftsführer Christian Martan erinnert sich: „Morgens sechs Uhr ging es los. In Seebenisch kannte ich einen Bauern, bei dem ich 20 Körbe Erdbeeren und ein paar grüne Gurken ergattern konnte. Mit dieser begehrten Fracht fuhr ich ins thüringische Römhild. Dort gab es zunächst einen inoffiziellen, danach einen offiziellen Termin mit dem Absatzleiter. Erst wechselten Obst und Gemüse den Besitzer, anschließend wurde im Möbelwerk das Geschäftliche besprochen.“
So kam es, dass sich ab und zu ein paar Leipziger über eine Küche freuen konnten, die sonst nur auf der Messe oder im Neckermann-Katalog zu sehen war.

Nach der politischen Wende gab es plötzlich alles im Überfluss – große Supermärkte öffneten, Kataloge priesen ihre Waren an, Preisdumping auf der ganzen Strecke. Küchen-Beck hingegen blieb sich treu: Kontakte zu einheimischen Firmen wurden aufrechterhalten und Qualitätsware mit kundenfreundlichem Service verkauft. „Wir stehen hier vor Ort mit unserem Namen. Wir beraten die Kunden offen und ehrlich und sind auch dann noch da, wenn es Reparaturen geben sollte“, so Geschäftsführer Martan.
Keine Frage, hierin besteht das Geheimnis eines 100-jährigen Familienunternehmens.

Beitragsbild oben: Bedanken sich bei ihren Stammkunden und Geschäftspartnern für die langjährige Treue: Christian Martan und Ehefrau Antje, Susann Martan und Lebensgefährte Branko Broz (v. r. n. l.)
Foto: Corina Ries