Wer aufmerksam durch Leipzig läuft, entdeckt an vielen Orten die Werke des Leipziger Bildhauers und Medailleurs Felix Georg Pfeifer: z. B. die Skulptur
„Die Genesende“ für den Zierbrunnen am Haupteingang des AOK-Gebäudes in der Willmar-Schwabe-Straße (Nachguss), die Figuren an der Fassade der Deutschen Nationalbibliothek sowie im Foyer der Bibliothek die Brunnenfigur „Mädchen mit Frosch“, für die die Tochter des Künstlers Modell stand. Seinen Freund Max Klinger sowie viele weitere Persönlichkeiten hielt Pfeifer auf Plaketten fest. Im Volksmund hieß der Bildhauer deshalb auch „Plaketten-Pfeifer“, was durchaus respektvoll gemeint war und von seinem einst hohen Bekanntheitsgrad bei den Leipzigern zeugt. Heute ist Pfeifer jedoch nahezu vergessen.
Felix Pfeifer wurde vor 150 Jahren am 9. November 1871 in Leipzig als Sohn eines Leipziger Kaufmanns geboren, und auch er sollte dem Beruf des Vaters folgen. Pfeifer setzte sich aber mit seinem Wunsch zur Kunstausübung durch und studierte von 1890 bis 1893 Bildhauerei an der Leipziger Kunstakademie bei Melchior zur Strassen, mit dem es erstmals nach Adam Friedrich Oesers Zeit wieder eine akademische Bildhauer-Ausbildung in Leipzig gab. Zu den Schülern gehörten neben Felix Pfeifer auch Carl Seffner und Adolf Lehnert, die das Bild Leipzigs um 1900 mitprägten. Dem Studium in Leipzig folgten zwei Jahre Ausbildung an der Berliner Akademie. Nach einem Studienaufenthalt in Rom und Florenz schuf Pfeifer mit der Skulpturengruppe „Erste Liebe“ seine erste größere Arbeit und erhielt dafür ein Stipendium der Stadt Leipzig, das ihm einen einjährigen Studienaufenthalt in Paris ermöglichte.
In den kommenden Jahren erwarb sich der Künstler wachsende Anerkennung. 1902 bis 1904 schuf er vier Alabasterreliefs zur biblischen Geschichte für die Nikolaikirche und beteiligte sich mit zwei Reliefs an der Gestaltung des Hauptportals am Neuen Rathaus.
Für den Südfriedhof schuf er mehrere Grabmäler, u. a. für den Kunstmaler Walter Queck, die heute als bedeutende Zeugnisse des Jugendstils in Leipzig gelten. Bekannt sind auch die von Pfeifer gefertigten Büsten, z. B. von Hugo Gaudig, Johannes Brahms, Wolfgang Amadeus Mozart und Anton Bruckner.
1914 wurde Felix Pfeifer zum Professor an der Leipziger Kunstakademie ernannt. Als gutverdienender Künstler konnte sich Pfeifer eine Villa in Großdeuben leisten, in der er auch sein Atelier einrichtete. Dort starb er am 6. März 1945 an den Folgen eines tragischen Unfalls.
Fassadenfiguren von Felix Pfeifer und Adolf Lehnert an der Deutschen Nationalbibliothek. Sie stellen Technik, Kunst, Justiz, Philosophie, Theologie und Medizin dar.
Text | Foto: Dagmar Schäfer