Die Buchstadt Leipzig hat eine lang zurückreichende Tradition. Bereits Ende des 15. Jahrhunderts begannen Drucker hier zu arbeiten, während der Reformation spielten sie eine wichtige Rolle. Der Druckort Leipzig begann, dem Buchmesseplatz Frankfurt am Main Konkurrenz zu machen und setzte sich im 18. Jahrhundert schließlich als Zentrum des deutschen Buchdrucks und Buchhandels durch.
Zu Anfang des 19. Jahrhunderts festigte Leipzig seinen Ruf als Hauptstadt der deutschen Buchwelt durch die Gründung des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler am 30. April 1825 und elf Jahre später die Errichtung der Buchhändlerbörse in der Ritterstraße. In der Folgezeit wuchs das Buchwesen in Leipzig immens, neben neu gegründeten Verlagen, Kommissionsbuchhandlungen und grafischen Betrieben kamen auch immer mehr auswärtige Firmen und Institutionen in die Stadt. Der „Leipziger Platz“ entstand – eine weltweit einzigartige Ansammlung von Einrichtungen zur Buchproduktion.
Der Börsenverein der Deutschen Buchhändler hat diesen Prozess wesentlich unterstützt. Er setzte sich für Urheberrechtsgesetze ein, wodurch Raubdrucke eingedämmt werden konnten. Mit der 1853 gegründeten Buchhändlerlehranstalt förderte er die Berufsausbildung; auf einem von der Stadt geschenkten Areal wurde 1886 – 1888 das Buchhändlerhaus an der Hospitalstraße (heute Prager Straße) errichtet. Der Verein initiierte schließlich 1912 die Gründung der Deutschen Bücherei als deutsche Nationalbibliothek und förderte die Buchkunst, so dass 1914 die erste Ausstellung für Buchgewerbe und Grafik und 1927 die erste Internationale Buchkunst-Ausstellung stattfinden konnten.
Doch Leipzigs Stern als Buchstadt begann zu dieser Zeit schon zu sinken. In der Zeit des Nationalsozialismus unterstützte der organisierte Buchhandel die neuen Machthaber und in Leipzig wurden NS-Propagandamaterial sowie Wehrmachtsausgaben gedruckt. Mit der Bombardierung des Graphischen Viertels am 4. Dezember 1943 sank die Buchstadt Leipzig in Schutt und Asche.
Nach dem Zweiten Weltkrieg spaltete sich der Börsenverein in entsprechende Institutionen in Leipzig und Frankfurt am Main auf, 1990 fusionierten beide Vereine wieder. Zum Sitz des Börsenvereins wurde Frankfurt am Main bestimmt. Auf dem Gelände des im Krieg zerstörten Leipziger Buchhändlerhauses entstand 1993 – 1996 das Haus des Buches.
Aus Anlass des 200. Jahrestages der Gründung des Börsenvereines der Deutschen Buchhändler gibt es 2025 ein Themenjahr: „Mehr als eine Geschichte. Buchstadt Leipzig“. Neben der großen Verlagstradition wird mit mehr als 40 Projekten und Veranstaltungen vor allem die heutige Lese- und Buchstadt gefeiert.
Weitere Informationen zu den Veranstaltungen finden Sie unter: www.leipzig.de/buchjahr2025
Deutsche Nationalbibliothek mit Erweiterungsbau
Text | Foto: Dagmar Schäfer