Paunsdorf gestern und heute: 1975-2025 – 25 Jahre Bäckerei Plötz in der Weidlichstraße

In dem 1908 erbauten Mehrfamilienhaus Weidlichstraße 1 befindet sich schon immer eine Bäckerei. Sie wurde damals von Bäckermeister Albin Gröschel geführt. Sohn Kurt, 1912 geboren, lernte beim Vater und arbeitete im Familienbetrieb mit. Damals war es üblich, dass frühmorgens die frischen Brötchen direkt von der Backstube zu den Kunden getragen wurden. Vor der Weihnachtszeit kneteten die Gesellen den Stollenteig beim Kunden zuhause in der Küche. Dann wurden die Stollen in der Bäckerei gebacken und wieder ausgeliefert.
In der Nähe der Bäckerei befand sich die Lampenfabrik Schneider AG (HASAG). Vor dem Werkstor verkauften die Gröschels morgens frische Brötchen und Kuchen. Später wurde die Werksküche der HASAG direkt beliefert. Sohn Kurt ging in den Krieg und kam erst 1949 vom Balkan aus der Gefangenschaft zurück.
Aus gesundheitlichen Gründen wurde die Bäckerei 1975 an Familie Plötz übergeben, die in diesem Jahr ihr 50-jähriges Bestehen in der Weidlichstraße feiert. Die Bäckerei Plötz ist jedoch viel älter, gegründet 18931 in Bunzlau/Schlesien (heute Boleslawiec/Polen). Nach dem Zweiten Weltkrieg standen sie vor der Entscheidung: Entweder polnische Staatsbürgerschaft annehmen oder ausreisen. Die Familie entschied sich für letzteres. Zuerst waren sie in Gaschwitz tätig, später in Leipzig in der Seeburgstraße 60. Als große Teile des Viertels wegen Baufälligkeit abgerissen wurden, übernahmen sie als Nachfolger der Bäckerei Gröschel die Backstube mit Ladengeschäft. An den winzig kleinen Verkaufsraum hat sich seit Jahrzehnten nicht verändert, die Einrichtung ist noch so wie damals bei Gröschels. Die Kundenschlange, besonders frühmorgens, zeigt jedoch, dass die Backwaren der Bäckerei Plötz beliebt sind. Bei Brotprüfung hat die Bäckerei 1995 die Gold- und Silbermedaille des Bäckerhandwerks erhalten.
Alles Gute zum 50-jährigen Jubiläum und auf weitere Jahre, hoffen die Kunden aus der Umgebung.

Die Bäckerei im Jahr 1919.
Text | Foto: Lothar Schmidt