Paunsdorf gestern und heute: Die Gastwirtschaft „Gute Quelle“

Der Schankwirt Carl Hermann Adler aus der Wilhelmstraße (Brandkataster-Nr. 134) stellte 1892 den Antrag für das konzessionspflichtige Gewerbe „Schankwirtschaft mit Branntweinausschank“. Damit alle Leser wissen, um welches Gebäude es sich hier handelt, eine kurze Erklärung: Die fortlaufenden Brandkataster-Nummern aller Paunsdorfer Gebäude bekamen später gerade und ungerade Hausnummern für die jeweilige Straße. Die Wilhelmstraße wurde 1928 umbenannt in Sachsenstraße (im Artikel geht es um die Sachsenstraße 7).

Von der Königlichen Amtshauptmannschaft Leipzig bekommt der Schankwirt Adler am 8. November 1892 auf Grund des Bezirksausschussbeschlusses die Genehmigung für die Schankwirtschaft mit Branntweinausschank unter der Voraussetzung, dass zweckmäßige und ausreichende Ventilations-, Pissoir- und Aborteinrichtungen getroffen und unterhalten werden. Die Schankwirtschaft bekommt den Namen „Gute Quelle“.

Einige Jahre später, am 4. Februar 1898 übernimmt Adolf Hermann Kleine die Gastwirtschaft, ein Jahr später darauf Carl Hermann Wendrock.
1901 ist Friedrich Wilhelm Hanke neuer Schankwirt und Eigentümer des Grundstücks. Vier Jahre später, 1905, übernimmt Carl Meyer die Wirtschaft und wird neuer Eigentümer des Hauses. Auf dem abgebildeten Foto lesen wir „Restaurant Zur Guten Quelle Carl Meyer“, darunter Brauerei-Emailleschilder „Biere von Gebr. Ulrich“ (eine Leipziger Brauerei aus der Holzhäuser Straße). Der Eingang zur Gastwirtschaft war damals an der Seite des Hauses. 1910 erneut ein Besitzerwechsel: Robert Louis Bischoff aus Draschwitz wird neuer Wirt, seine Ehefrau Ernestine Marie kauft das Gebäude. Im Hof gibt es einen Restaurantgarten, Colonade, Waschhaus und Schlachthaus. Der Seiteneingang wird zugebaut und zur Straßenseite verlegt. Damals gab es in Paunsdorf 14 Gaststätten, einen Branntweinkleinhandel sowie eine Gaststätte im Gutsbezirk.

1912 übernehmen der Produktenhändler Emil Karl Rothe, geb. 1875 in Dölitz, und seine Frau Anna Selma die Gaststätte. Außer Gaststube gab es jetzt auch noch ein Gesellschaftszimmer. Die Eingangstür zur Gaststätte schlug nicht nach außen auf, deshalb wurde eine Ausnahmegenehmigung erteilt Der Wirt wurde angemahnt, die Trinkgefäße entsprechend der Vorschrift vom 21. März 1901 zu spülen.
1913 stellt der ledige Kellner Paul Rudolf Böttger ein Schankkonzessionsgesuch. Er lässt den Eingang von der Straßenseite nochmals verlegen, vom dritten Fenster link nach dem siebten Fenster auf dem Foto.
Der hölzerne Fußboden im Gesellschaftszimmer muss um den eisernen Ofen mit Eisenbeschlag wegen Brandgefahr versehen werden. Vom Anfang der Zwanzigerjahre bis Ende der Dreißigerjahre gab es viele verschiedene Wirtsleute. Mitte der Dreißigerjahre war der Eigentümer des Grundstücks die Leipziger Bier-Brauerei zu Reudnitz Riebeck & Co. Etwa 1949 ist Olga Tauche neue Gastwirtin.

In den Jahren 1962/63 wurde die Gastwirtschaft geschlossen, im Anschluss umgebaut und als Wohnraum genutzt.

Text | Foto: Lothar Schmidt