„Wenn das Geld im Kasten klingt …“

„Wenn das Geld im Kasten klingt, die Seele in den Himmel springt.“
Dieser Spruch ist bereits über 500 Jahre alt und noch immer gut bekannt. Geprägt haben soll ihn der Dominikanermönch Johann Tetzel, der mit dem von ihm betriebenen Ablasshandel fragwürdige Berühmtheit erlangte.

Um 1455 in Pirna geboren, studierte Tetzel 1482/83 an der Universität Leipzig, trat 1489 in den Dominikanerorden ein und wurde Mönch des Leipziger Dominikanerklosters. Von Erzbischof Albrecht von Magdeburg und Mainz mit dem Ablasshandel beauftragt, zog er seit 1515 auch durch das Bistum Meißen, sammelte das Geld der reuigen Gläubigen ein und rechnete den größten Teil der Gelder in der Leipziger Fugger-Faktorei ab, da das Augsburger Handelshaus dem Erzbischof einen Kredit gewährt hatte. Die Auswüchse des Ablasshandels nahmen dabei immer mehr überhand. Ablassbriefe wurden zur Ware, Reue für begangene Sünden war nicht nötig, ein Geldbetrag reichte aus, um die Zeit im Fegefeuer je nach Höhe der gezahlten Summe zu verkürzen. Selbst für verstorbene Angehörige hielt Tetzel Ablässe im Angebot.

Die Obrigkeiten in Sachsen lehnten den Ablasshandel zwar nicht grundsätzlich ab, beobachteten ihn jedoch kritisch, da Stadt und Land damit Kaufkraft entzogen wurde. Herzog Georg drückte daher am 1. April 1517 den Leipziger Dominikanern sein Missfallen über Tetzels Ablassbriefe aus.

Martin Luther sah im geschäftsmäßigen Handel mit Ablassbriefen einen krassen Missbrauch, der ihn schließlich am 31. Oktober 1517 zur Thesenveröffentlichung veranlasste. Sie führte 1519 zur Leipziger Disputation zwischen Martin Luther und Dr. Johann Eck auf der Pleißenburg und löste die Reformation aus. Bereits Ende 1518 hatte sich Tetzel ins Leipziger Dominikanerkloster geflüchtet, um sich vor Anfeindungen wegen seines üppigen Lebenswandels zu schützen.

Wenige Tage nach Beendigung der Disputation brach in Leipzig die Pest aus, der 2300 Leipziger erlagen, auch Johann Tetzel. Er starb vor 500 Jahren, am 11. August 1519, und fand seine letzte Ruhestätte in der Paulinerkirche.

Dagmar Schäfer
Abb. Autorenarchiv

Ablassprediger Johann Tetzel