„Verführung in Blech“

Osterspaziergang im Grassi Museum

Alle fiebern dem Ende des Corona-Stillstands im Kulturbereich entgegen. Und tatsächlich können wir ab dem 16. März wieder einige Museen besuchen. Dazu gehört das Grassi Museum für Angewandte Kunst am Johannisplatz. Die neue Ausstellung „Reklame! Verführung in Blech“ dürfte sogar einen Besucheransturm erleben, denn Blechschilder sind ja nach wie vor ein gefragtes Sammelgut und auch für Kinder spannend anzusehen. Das ist die perfekte Gelegenheit, einen Osterspaziergang durch die Blütezeit der Reklame zu unternehmen.

Aus der Privatsammlung der Leipziger Typografen Gert und Sonja Wunderlich sind rund 300 Exponate zu sehen, die sämtlich sofort ins Auge fallen. Und das sollen sie ja auch. Dafür wurden sie hergestellt: damit die Menschen das in schillernden Farben angebotene Produkt auch kaufen. Heute überflutet uns Produktwerbung regelrecht, nur nicht mehr auf teuren Emailleschildern. Die Schilder, Plakate, Warenautomaten, Verpackungen, die kleineren Werbeartikel und zeitgenössischen Bild- und Schriftdokumente bieten einen Überblick der Produktwerbung zwischen 1890 und den späten 1930er Jahren, der Blütezeit dieser Art von Reklame. Das Themenspektrum reichte von der Automobilwerbung über Nahrungsmittel bis zu exotischen Kolonialwaren.

Die bunten Emailleschilder mit ihren einprägsamen Motiven und markanten Sprüchen waren meistens an Häuserwänden und Geschäftseingängen angebracht. Dort animierten sie Kunden schon von Weitem zum Kaufen. Viele Schilder orientierten sich an zeitgenössischen Kunstströmungen, vom Jugendstil bis zur neuen Sachlichkeit, und nicht wenige wurden von namhaften Künstlern entworfen. Das emaillierte Blech garantierte eine lange Lebensdauer. Trotzdem war der Niedergang nicht aufzuhalten.
Um so mehr sind Sammler scharf auf fast jedes Stück „altes Blech“. Wer die Ausstellung, die ergänzend auch alte Leipziger Straßenschilder zeigt, besichtigen will, wird gebeten, sich telefonisch anzumelden, unter 0341 | 2 22 91 01.

Text | Foto: Marianne H.-Stars


Grassi Museum für
Angewandte Kunst
Johannisplatz 5-11
Es gelten erweiterte
Öffnungszeiten:
Dienstag bis Sonntag sowie
Feiertage von 10 bis 20 Uhr.
Dauer der Ausstellung: voraussichtlich bis zum 9. Mai
www.grassimak.de

Werbung: Originell, bunt, manchmal auch ausufernd.