Und was wird aus der Tier- und Pflanzenwelt?

Ratssitzung am 17. April: Altes Klinikgelände in Dösen soll zum Wohngebiet werden

2002 wurde der Klinikbetrieb im Parkkrankenhaus Dösen zugunsten eines Neubaus an der Strümpelstraße in Probstheida aufgegeben. Nun soll auf dem alten Gelände zwischen Chemnitzer Straße, Paul-Flechsig-Straße sowie der Klinik für forensische Psychiatrie und einer Kleingartenanlage ein Wohngebiet entstehen. Erste Pläne aus dem Jahr 2013 sahen hierfür eine Nord-Süd-Trennung des Areals zwischen Gewerbe und Wohnen vor. Nun aber soll die ganze Fläche für Wohnraum genutzt werden. Die Beschlussvorlage für eine entprechende Änderung des Flächennutzungsplans kommt nun bei der Ratssitzung der Stadt Leipzig am 17. April mit der Nummer 398 „Parkstadt Dösen“ zur Abstimmung.
Medieninformationen zufolge soll bei den bevorstehenden Bauarbeiten die denkmalgeschützte Substanz (Errichtung der Gemäuer etwa um 1900) erhalten bleiben und durch 68 famlienfreundliche Neubauten „im wohn- und mietpreisgebundenen Segment“ erweitert werden. Geplant sind zudem eine Kita und ein Lebensmittelmarkt.
Die für den Bebauungsplan Punkte aus dem Landschaftsplan von 2013 werden angeblich dahingehend berücksichtigt, dass „große Teile des gebietsprägenden Baumbestands“ zum Erhalt festgesetzt werden. Weitere Ziele im Landschaftsplan sind unter anderem die Erhaltung und Sicherung der Gründerzeitvillen mit ihrem wertvollen Baumbestand, den parkähnlichen Gärten, fließenden Übergängen zu Waldlandschaften sowie eine Stärkung der „Refugialfunktion für Pflanzen und Tiere“. Geh- und Radwege auf dem Areal sollen in städtische Infrastruktur münden.
Im Dösener Plangebiet befinden sich 30 gesetzlich geschützte Biotope, darunter 28 höhlenreiche Altbäume und eine „magere Frischwiese“. Gesetzlich geschützte Biotope dürfen weder zerstört, noch erheblich beeinträchtigt werden – allerdings nur, so heißt es in einer behördlichen Bewertung der „Umweltauswirkungen“, wenn sie nicht durch verbindlich festgesetzten Ersatz ausgeglichen werden können. Im Klartext heißt dies, dass mit dem Bau einer Tiefgarage „im Bereich der Frischwiese einen Zerstörung unumgänglich“ sei. Zum Ersatz soll die neue Tiefgarage später ähnlich begrünt werden. Ferner wird aus dem Papier ersichtlich, dass bei der Umsetzung des Bebauungsplanes „rund 226 vitale Bäume beseitigt“ werden sollen. Insgesamt ist gar von 300 die Rede. Zum Ausgleich seien 280 Neupflanzungen geplant. Alte, höhlenreiche Einzelbäume, die aus Verkehrssicherheitsgründen gefällt werden, bleiben dabei im Bauleitplanverfahren unbeachtet.

Anmerkung der Redaktion:
Das alte Klinikgelände ist mit seinem jahrzehntelang gewachsenen Baum-, Gehölz- und Wiesenbestand wichtiger Wohn-, Brut- und Nahrungsraum für viele Säugetiere- und Vogelarten. Es bleibt zu hoffen, dass ihnen hier wirklich nicht auch noch, wie in der Innenstadt, einer ihrer wenigen verbliebenen Lebensräume ganz oder teilweise genommen wird. Bauherren, Naturschutzbehörden, Bürger und NABU (Naturschutzbund) sollten rechtzeitig an einem Strang ziehen und im Vorfeld retten, was zu retten ist. Auch die Frage, inwieweit allein bereits die Bauarbeiten Vögel und andere Tiere aus ihrem Zuhause ins Ungewisse vertreiben, sollte dringend erörtert werden.
Die Generation, die heute Natur durch leichtfertige Denkfehler unter Umständen irreparabel zerstört, macht die Rechnung ohne ihre Kinder, denn diese setzen sich gerade weltweit für einen nachhaltigen Umgang mit der Natur ein.

Text | Foto: Anke Brod