Spötter mit spitzer Feder

Gottlieb Wilhelm Rabener

Man muss schon literaturgeschichtlich interessiert sein, um mit dem Namen des Satirikers Gottlieb Wilhelm Rabener heute noch etwas anfangen zu können. Der Dichter und Denker der Aufklärung, geboren am 17. September 1714 auf dem Rittergut Wachau, ist nahezu vergessen. Zu seinen Lebzeiten jedoch war er ein Star der Literaturszene, sein Name hatte einen guten Klang neben seinen Zeitgenossen Gottsched, Klopstock, Gellert und Lessing – zumal in Leipzig, wo Mitte des 18. Jahrhunderts die deutsche Geistes-Elite zu Hause war.
Bereits auf der Fürstenschule St. Afra in Meißen freundete er sich mit Gellert an; später in Leipzig, wo Rabener Rechtswissenschaft und Philosophie studierte und ab 1741 als Steuerrevisor des Leipziger Kreises tätig war, schloss er Freundschaft mit dem Lyriker, Dramatiker und Kinderschriftsteller Christian Felix Weiße.
Literarischen Ruhm erwarb sich Rabener mit seiner vierbändigen „Sammlung satirischer Schriften“, die von 1751 bis 1755 erschien. In seinen von der Leserschaft sehr geschätzten und in viele Sprachen übersetzten Satiren nahm Rabener menschliche Schwächen und Torheiten aufs Korn, verspottete Geizhälse, Heuchler, Streber und andere unangenehme Zeitgenossen. Mit Rücksicht auf sein Amt beschränkte sich Rabener in seinen Satiren jedoch vorwiegend auf private Laster; Kritik am Adel, den Geistlichen sowie den Justiz- und Verwaltungsbeamten findet sich eher selten.

Ab 1753 wirkte Rabener als Erster Steuersekretär in Dresden, 1763 wurde er zum Steuerrat befördert. Seinem Freund Weiße vermittelte er 1762 in Leipzig das Amt des Kreissteuereinnehmers, der seine nun gehobene Stellung wiederum nutzte, um junge Literaten wie Johann Gottfried Seume und Siegfried August Mahlmann mit Anstellungen zu unterstützen.

In Dresden erlebte Rabener die schwere Zeit des Siebenjährigen Krieges. Bei der Zerstörung der Stadt durch preußische Kanonen im Jahr 1760 verlor er all sein Hab und Gut. Mit seinem Haus verbrannten auch seine noch unveröffentlichten Manuskripte „zum kräftigen Troste der Narren künftiger Zeit“, wie Rabener meinte. Ein oftmals gedruckter Brief, in dem Rabener einem Freund in Warschau den preußischen Überfall auf Dresden lakonisch schildert, ist heute wahrscheinlich bekannter als sein Gesamtwerk. Gottlieb Wilhelm Rabener starb vor 250 Jahren am 22. März 1771 in Dresden. Seit 1889 erinnert die Rabenerstraße in Lindenau an den Literaten der Aufklärung.

Dagmar Schäfer
Abb.: Archiv der Autorin

In diesem Herrenhaus Wachau wurde Rabener 1714 geboren.