Schneeblumen-Gedenkweg von Markkleeberg nach Stötteritz

In Erinnerung an den 13. April 1945

13. April 1945: Im eisigen Regen wurden Frauen des KZ-Außenlagers Markkleeberg-Wolfswinkel durch die verdunkelten Straßen in den Randbezirken Leipzigs getrieben: 1500 Zwangsarbeiterinnen – 1250 jüdische Ungarinnen und 250 französische politische Widerstandskämpferinnen.
Ein Teil von ihnen überlebte den Räumungsmarsch, der sie von Leipzig nach Theresienstadt bringen sollte, nicht. Für die meisten von ihnen war es aber ein entbehrungsreicher Weg in ein neues Leben. Eine Überlebende, Zahava Szasz Stessel – inzwischen 91-jährig in New York lebend – hat ihre Erinnerungen in dem berührenden Buch „Snow Flowers“ zusammengetragen. Die Übersetzung dieses Buches aus dem Englischen durch Schülerinnen und Schüler des Markkleeberger Hildebrand-Gymnasiums gab den Anstoß für den Schneeblumen-Gedenkweg vor fünf Jahren.

13. April 2020: 75 Jahre danach laden die Organisatoren zum zweiten Mal dazu ein, den ersten Teil des Weges im Gedenken an die Gefangenen gemeinsam zu gehen. Der Schneeblumen-Gedenkweg beginnt am Standort des ehemaligen Außenlagers des KZ-Buchenwald in Markkleeberg-Wolfswinkel, Equipagenweg 21–23. Wie die Frauen damals wird 19 Uhr in der Abenddämmerung gestartet und in die Nacht hineingelaufen – eine etwa 8,5 km lange Wegstrecke.
Der Gedenkweg wird keine Demonstration im üblichen Sinne sein, sondern trägt eher den Charakter eines Pilgerweges: nachdenklich und besinnlich, friedlich und vertiefend. Wir tragen kleine Karten mit den Namen der Frauen aus der Deportationsliste bei uns. Am Wegrand werden an verschiedenen Punkten die Namen aller Frauen verlesen.
Zahava Szasz Stessel erinnert sich, dass sie nach der harten Arbeit in den Rüstungsbetrieben im Lager gesungen, gedichtet, komponiert und die Lieder der jüdischen Feiertage angestimmt haben, um Kraft zur Bewältigung der schlimmen Erfahrungen zu gewinnen. Deshalb wird auch diese Musik gemeinsam mit der Musik der französischen Gefangenen am Gedenkweg erklingen (Foto). „Mit einem äußeren zugleich einen inneren Weg zu gehen und dies mit Musik zu verbinden, um den Eindruck zu vertiefen, ist unser Anliegen“, unterstreicht Notenspur-Initiator Werner Schneider. 
Zum Abschluss des Gedenkweges, im Gelände des Gutshofs Stötteritz, Oberdorfstraße 15, drücken wir mit Symbolen – Kerzen, Steinen, Blumen – unsere Anteilnahme aus und teilen mit der jüdischen Gemeinde die Hoffnung, dass ein Neubeginn möglich ist. 
Organisiert wird der Schneeblumen-Gedenkweg von den Vereinen Notenspur Leipzig, Flügelschlag Werkbühne sowie zahlreichen Partnern, u. a. Ariowitsch-Haus, Institut français, Kulturbahnhof und der Stadt Markkleeberg
www.werkbuehne-leipzig.de

Foto: A.C. Winkler