Satirische Betrachtung zum Osterfest

Liebe Leserinnen und Leser,

es ist noch gar nicht so lange her, da waren unsere Wunschzettel zum Oster- oder Weihnachtsfest, zu Geburtstagen oder Hochzeiten ellenlang. Was wir doch alles brauchten!
Und heute, was wünschen wir uns beispielsweise zum bevorstehenden Osterfest?
Die Kinder, dass sie wieder einmal Oma und Opa besuchen dürfen, die Erwachsenen, dass nicht alles bei steigendem Inzidenzwert plötzlich wieder auf Null gesetzt wird, während sie gerade planen, mit Rad, Auto, Zug oder Bus auf Tour zu gehen. Ganz Verwegene träumen auch davon, sich nach Herzenslust wieder einmal mit ihren Lieben von Gastronomen verwöhnen zu lassen, statt wie tagtäglich selbst vorm Herd zu stehen.
Ja, wir sind in den letzten Wochen und Monaten mit unseren Wünschen recht bescheiden geworden. Was vor Corona noch als selbstverständlich galt, ist für uns heute schon Grund genug, ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern und sich dankbar gegenüber jeder Öffnungsaussicht zu zeigen.
Unvorstellbar, dass wir uns vorher über geöffnete Blumen- und Buchläden gefreut hätten.
Unvorstellbar, dass wir heute glücklich über jeden Bratwurststand sind und in Gedanken schon darin schwelgen, mit etwas Durchhaltevermögen vielleicht in naher Zukunft einen Freisitz vorm Lieblingsrestaurant zu ergattern.
Erstaunlich, wie schnell es gelingt, große Bedürfnisse klitzeklein zu schmelzen. Dass es funktioniert, haben die vergangenen Wochen gezeigt. Und da wir in den kommenden Tagen vollauf mit dem Ergattern von Impfterminen und Selbsttests sowie Click & Meet (was für eine Bezeichnung!) ausgelastet sind, werden wir uns letztendlich darüber freuen, wenn zum Osterfest die Sonne scheint und im Supermarkt die bunt gefärbten Eier und die lila Schokohasen nicht ausgehen. Frohe Ostern!

era

Lässt sich nicht aufhalten: der Frühling.
Foto: Gerhard Trilse