Rumpelkammer – Teil 15

Im Zeichen der Sonne oder Sommerfilmtage in der DDR

Kino im Freien war nicht nur bei den jährlichen DDR-Sommerfilmtagen ein Thema. Neben Park- und Freilichtbühnen etablierten sich vor allem in den Urlaubsgebieten an der Ostsee die sogenannten „Blechbüchsenkinos“ – Lichtspielhäuser, die den Filmgenuss auf Campingplätzen auch bei Wind und Wetter möglich machten.

Die Namen für diese und jene Konstruktionen, in denen in den Sommermonaten Filme für klein und groß gespielt wurden, sind vielzählig. Strandkinos, Zeitkinos, Kinohalle oder auch Kinozelt sind alles Bezeichnungen, die für den Lichtspielbetrieb in den sommerlichen Urlaubstagen stehen. Ihre Geschichte beginnt in den späten 1950er-Jahren. Nachdem der Sommerurlaub besonders in den Orten an der Ostsee zum Klassiker für die Sommerferien vieler DDR-Familien wurde, gab es mit steigenden Urlauberzahlen auch mehr Interesse am Kinovergnügen.
Grundlegend wurden aber nicht nur Großstädte, sondern auch Gemeinden um ein weiteres Kulturzentrum reicher. Die Kleinstadt Taucha, nordöstlich von Leipzig hatte das Privileg, über eine eigene Parkbühne verfügen zu können. Ich sehe heute noch vor meinem „geistigen Auge“ die überdimensionalen großen Fahnen mit der Sonne als Logo im Winde wehen.

Die Sommer und kurze Zeit später auch die Kindersommerfilmtage, die für Zwei-Wochen im Juli und im gleichen Zeitraum stattfanden, wurden besonders durch kassenträchtige Filme in höherer Kopien Zahl, mehr als die üblichen 15 Startkopien bespielt.
Unterhaltungsfilme wie Ben Hur, der Indianerstreifen der DEFA Die Söhne der großen Bärin mit dem gebürtigen Serben unserem späteren ‚Chefindianer‘ Gojko Mitic (*1940) in der Hauptrolle oder ABBA – Der (Musical) Film über die schwedische Popgruppe entwickelten sich zu den Hits dieser Sommerfilmtage. Sie lockten zu ihren Glanzzeiten viele Hunderte Besucher an die Freilichtbühne. Kino unter freiem Himmel kann ein Vergnügen sein. Aber was ist bei 15 Grad und Nieselregen? Ossis, ‚gelernte‘ DDR-Bürger können das ab! Die A…karte gezogen hat, wer dagegen bei Hitze sein Anti Mücken Spray vergessen hatte.

Leider sind heute solche Veranstaltungen kaum bis gar nicht mehr möglich, zu viele „Befindlichkeiten“ stellen oft unüberwindbare Hindernisse dar.
Was aktuell in Taucha bei Leipzig nicht zu stemmen ist, gibt es dennoch wieder. Die Galopprennbahn Scheibenholz folgt einer langen Tradition und ist außerhalb der Renntage eine faszinierende Location für Veranstaltungen, so auch für die diesjährigen Filmnächte vom 13. Juli bis 21. August.

Text | Grafik: Jens Rübner