Rumpelkammer – Teil 14

Das geheimnisvolle „M“ – die Geschichte der Schauspielerin Manja Behrens

Am Rande der Dresdner Heide liegt der Waldfriedhof Weißer Hirsch, der wegen seiner naturnahen Lage zu den schönsten Friedhöfen Dresdens zählt. Hier fanden Großindustrielle, aber auch bekannte Persönlichkeiten wie die Schauspielerin Manja Behrens (1914-2003) ihre letzte Ruhestätte. Unter diesem Grabstein liegt mit ihrer Lebensgeschichte auch ein dunkles, bis dato wenig bekanntes Kapitel verborgen. Denn die Sächsin war sowohl in der mächtigen Filmindustrie Ufa als auch in dem späteren ostdeutschen Großbetrieb DEFA eine Komponente.
Die in Dresden Geborene war 21, als ihr 1935 am Dresdner Staatsschauspiel mit „Und Pippa tanzt“ der Durchbruch gelang. Kurze Zeit später meldete sich die Ufa bei ihr. In einem Drehbericht zu ihrem ersten Film Stärker als Paragraphen (1936) wird sie in den höchsten Tönen gelobt. Noch im gleichen Jahr folgt die Komödie Susanne im Bade, indem sie die Kunstschülerin Gussy spielt.
Ein gewisser Herr Goebbels, der Herr des deutschen Films, schwänzelte schon lange um die junge hübsche Behrens herum. Sie ließ ihn jedoch abblitzen… Pech für sie, denn er nutzte seine Machtposition schamlos aus, um nicht nur bei Filmblondinen Selbstbestätigung zu finden. Rollen gegen Liebesdienste – wer sich seinem Willen widersetzte, hatte ausgespielt.
Behrens kehrte nach Dresden ans Theater zurück, im Hinterkopf jedoch immer Goebbels’ langen Arm fürchtend. 1940 lernte sie auf einem Filmball einen aufstrebenden Mann kennen, Martin Bormann. Er wurde ihr Beschützer, und als er der „Sekretär des Führers“ wurde, war Behrens seine Geliebte. Bormann stieg bis zum Vertrauten Hitlers auf, wurde sein Buchhalter, Organisator und Verwalter seines Privatvermögens einschließlich Hitlers Feriendomizils des „Berghofes“ auf dem Obersalzberg. Und so wie der „Aktenmensch“ alle dienstlichen Erfolgserlebnisse zwanghaft zu Papier brachte, schrieb er auch seine amourösen Erfolge auf.
Manja Behrens sieht man 21 Jahre später in ihrem ersten DEFA-Film Gejagt bis zum Morgen, Sonnensucher und die sehr gelungene Komödie Karbid und Sauerampfer folgen.
Mitte der 1960er-Jahre deckt jedoch der Historiker Trevor-Roper durch das Studium von Bormanns Tagebüchern die Liaison der Behrens mit einer Nazigröße auf. Er demaskierte das geheimnisvolle „M“. Die darin des Öfteren nur als „M.“ auftauchende, war Manja Behrens aus Dresden.
Kurz darauf führte die Partei den roten Stift und strich Manja Behrens für viele Jahre aus den Kino- und Fernsehbesetzungslisten.

Susanne im Bade, Manja Behrens auf dem Titelblatt des Illustrierten Filmkuriers, 1936
Text | Fotoarchiv: Jens Rübner