Richtiges Kino gibt es nur im Kino

Oder: Warum der „Regina Palast“ den Lockdown überstehen wird!

„Vater Staat lässt uns schon hängen.“ Die Stimme von Sven Erfurth klingt nicht wütend, verzweifelt oder traurig, aber ausgelaugt. Verständlich, denn seit 17 Jahren ist Kino seine berufliche Liebe. Es begann in Altenburg. 2009 wurde er auch Theaterleiter im Regina-Palast (Foto).

Im früheren Ballsaal des Schloßkellers flimmerten nachweislich ab 1919 die ersten Filme über die Leinwand. Aus den „Schloßkeller-Lichtspielen“ wurde der „Regina-Palast“ beziehungsweise das „Regina“. Die Dresdner Straße hieß auch mal „Straße der Befreiung 8. Mai 1945“. Aber das Kino blieb eine feste Größe in Reudnitz.
Aber nun nagt der erzwungene Lockdown an den Nerven und der Substanz. Tag für Tag heißt es „Heute leider kein Film im Programm.“ Alle Mitarbeiter in Kurzarbeit. Umso ärgerlicher, da alle Hygienekonzepte gegriffen haben. „Mir ist weltweit nicht ein nachgewiesener Corona-Fall durch einen Kinobesuch bekannt“, argumentiert Erfurth. Wahrscheinlich sind in Merkels Entscheider-Runde zu wenig Kinoliebhaber.
„Die angekündigten staatlichen Hilfen kommen nur schleppend an, obwohl alle Anträge schon vor Wochen, teilweise Monaten gestellt wurden“, so Erfurth. „Da wir in der Vergangenheit aber gut gewirtschaftet haben, kommen wir zurecht. Geplante Modernisierungen werden auch nicht verschoben, eher noch vorgezogen, um die Schließzeit sinnvoll nutzen.“
Dass der „Regina Palast“ täglich in der Zeit von 17.30 bis 21.30 Uhr über Lieferando typische Kino–snacks anbietet – unter dem Motto „Filmfutter für zu Hause“ –, ist nicht viel mehr als eine Botschaft an seine Kinogäste: „Wir sind noch da und wir bleiben!“
Denn viele Menschen dürsten nach mehr, ist sich Erfurth sicher. „Kino gehört zum Leben unbedingt dazu“, betont der Theaterleiter. „Kino bleibt ein gemeinschaftliches Erlebnis“ und „richtiges Kino gibt es nur im Kino“. Selbst wenn sich unser Verhalten jetzt ändert und auch nach der Corona-Krise nicht sofort das alte sein werde. Ein richtig guter Film gehöre nun mal auf die große Kinoleinwand und nicht zu Hause gestreamt.
Momentan sind neben den Kinos aber auch die Filmverleihe und das heißt die gesamte Filmbranche eingeschränkt. Selbst wenn das lange Warten Anfang März enden würde, hätten die Kinos nicht sofort die Filme für ein Kinoprogramm. Dennoch versucht sich Erfurth in Optimismus und hofft auf ein Happy End „spätestens zu Ostern mit tollen frischen Filmen.“

Frank Willberg
www.leipzig.cineprog.net