Probstheidaer Geschichte(n)

Sacke-Heim und Uibe-Haus

Vielen älteren Probstheidaern ist sicher das „Humanitas“ noch ein Begriff. Was steckt dahinter?
Am 4. Februar 1909 wurde der „Leipziger Verein für gebrechliche Kinder“ gegründet, der zunächst seinen Sitz in Eutritzsch hatte und sich um die Behandlung, Ausbildung und Förderung behinderter Kinder kümmerte. Von 1927 bis 1929 wurde für diese Zwecke ein Heim in Probstheida, Prager Straße 224 (früher Preußenstraße 14), erbaut. 1933 wurde der Name in „Humanitas – Verein zur Bekämpfung des Krüppeltums“ geändert, der 1949 aus dem Vereinsregister gelöscht wurde.
Das Haus wurde dann zum „Dr. Georg Sacke Heim“ und ab 1955 zur Städtischen Klinik für Orthopädie und Rehabilitation, wo hauptsächlich behinderte Kinder lebten, medizinisch betreut und gefördert wurden. Das Besondere daran war die integrierte Krankenhausschule.
Von 1963 bis 1993 war Prof. Dr. Peter Uibe Ärztlicher Direktor der Einrichtung.
1993 erfolgte die Zusammenlegung mit dem Parkkrankenhaus Dösen, welches mit allen medizinischen Einrichtungen und Abteilungen 2002 in den Neubau Strümpellstraße 41 umzog.

Parallel dazu gründete sich 1990 der „Humanitas-Verein“ neu und richtete in der Prager Straße eine Frühförderstelle ein.
In den folgenden Jahren wurde auf dem Gelände einiges neu gebaut, zum Beispiel ein Wohnhaus für behinderte Erwachsene, welches nach Prof. Uibe benannt wurde.
Im Juni 2020 zog der Verein endgültig in das alte Stammhaus „Das Humanitas“ ein.
Neben dem Wohnhaus gibt es dort auch ambulante Betreuung, Frühfördereinrichtungen, einen integrativen Kindergarten, Physiotherapie, Ergotherapie und vieles mehr.
Die Namensgeber beider Häuser waren jeweils eng mit den Einrichtungen verbunden.
Dr. Georg Sacke (1901–1945) wuchs im heutigen Moldawien auf, emigrierte nach Deutschland und studierte an der Universität Leipzig Nationalökonomie, Philosophie. Geschichte und russische Literatur. Er verdiente sich sein Studium u.a. als Hausmeister, Heizer und Gärtner im „Heim für gebrechliche Kinder – Humanitas“, wo er auch wohnte und sich um behinderte Kinder kümmerte. Nach seiner Promotion 1929 arbeitete er als Assistent und nach dem Erwerb der deutschen Staatsbürgerschaft als Privatdozent am Institut für osteuropäische Geschichte.
Wegen seiner politischen Aktivitäten wurde er 1933 von der Universität verwiesen, 1934 verhaftet und ins KZ Sachsenhausen gebracht. Nach dem Freispruch von der Anklage des Hochverrats wurde er 1935 entlassen.
1940 übersiedelte er nach Hamburg. Im August 1944 wurde er erneut verhaftet und ins KZ gebracht, wo er während des Todesmarsches nach Lübeck am 26April 1945 verstarb.

Prof. Dr. Peter Uibe (1926-2001) studierte Medizin in Leipzig. Er arbeitete an verschiedenen Kliniken der Stadt und wurde 1956 Facharzt für Orthopädie. Im April 1963 wurde er zum Ärztlichen Direktor der Städtischen Kliniken für Orthopädie und Rehabilitation in Leipzig berufen. Er erlangte seine Habilitation und wurde Dozent an der medizinischen Fakultät. Unter seinem Direktorat wurde die Orthopädische Klinik zu einer leistungsfähigen Einrichtung ausgebaut. Große Aufmerksamkeit widmete er der Ausbildung des ärztlichen Nachwuchses.
1993 endete sein Direktorat kurz von seinem 30-jährigen Dienstjubiläum an der Klinik in Probstheida. Er verstarb am 4. Juli 2001.

(KiSch)

Fotos: J. G.