Zigarren, Damen­hüte und am Ende Lagerraum

Paunsdorf gestern und heute

Zwischen der Riesaer Straße und der Postreitergasse befindet sich ein 480 Quadratmeter großes Areal. Dieses gehörte seit 1856 dem Fleischermeister Friedrich Wilhelm Bartel. Er war 1879/80 ein Gemeinderatsmitglied von Paunsdorf und später Mitglied der Fleischer-Meisterinnung. Sein Nachfolger wurde später der Fleischermeister Kurt Hofmann.
Das Grundstück hatte die Postanschrift Hauptstraße Kataster-Nr. 77. Die Hauptstraße wurde 1928 in Schwedenstraße umbenannt, seit 1. April 2001 Theodor-Heuss-Straße. Aber das Fleischereigrundstück wurde bei der Umbenennung nicht der Schwedenstraße zugeordnet, sondern bekam als neue Anschrift Riesaer Straße 27a.
Auf der Südseite des Grundstücks, also der Riesaer Straße, war links neben der Hofeinfahrt noch ein Ladengeschäft. Der Zigarrenfabrikant Karl Spengler, wohnhaft in der Wilhelmstraße 16 (ab 1928 Sachsenstraße 16), mietete diesen Laden als Zigarrenhandlung.
Mitte der Dreißigerjahre übernahm Fritz Wendt das Geschäft als Motor- und Farradhandlung – siehe Foto rechts.

Ab 1958 gab es wieder eine neue Branche für den Laden. Der Elektromeister Kurt Schmorde gab sein Geschäft in der Riesaer Straße 50/52 auf (wurde danach Fleisch-Konsum) und zog in die Riesaer Straße 27a, wo er Elektroartikel verkaufte.
Familie Kurt Schmorde gehörte das Grundstück Riesaer Straße 23, im Hofgebäude war ihr Wohnhaus. Vorn an der Straßenfront neben dem „Deutschen Hof“ errichteten sie ein großes Geschäft (Flachbau). Hier gab es nun Elektroartikel, Lampen und vieles mehr in großer Auswahl als vormals in dem kleinen Laden. Nun wurde wieder ein neuer Mieter gesucht. Fräulein Hartung, nach Heirat später Frau Zimmermann, aus der George-Bähr-Straße 4, übernahm das Geschäft als Hutmacherin. Im Paunsdorfer Jargon hieß es nur die „Hutdame“. Über der Eingangstür und den zwei Schaufenstern prangte ein großes Schild „Damenhüte“. Auf Grund der Heirat zog Frau Zimmermann später nach Bad Liebenwerda.
Ab diesen Zeitpunkt wurde der Laden nicht wieder vermietet. Die Tür und die zwei Schaufenster wurden zugemauert. Der Laden wurde Lagerraum der Fleischerei Hofmann.
Nach der Wende wurde die Vorderfront zur Riesaer Straße und die westliche Seite des ehemaligen Ladens von der Firma „awk“ gemietet, um daran großflächige Reklame bis zum heutigen Tag anzubringen.

Text | Foto: Lothar Schmidt