Ein Haus in Alt-Paunsdorf (Teil 1)

Paunsdorf gestern und heute

Im Jahr 1892 war der Tischlermeister Johann Uslaub Hausbesitzer des Grundstückes Albertstraße, Kataster-Nr. 123 B. Einige Jahre später bekamen die Häuser in Paunsdorf Hausnummern, jetzt hieß es Albertstraße 16. Die bis dahin selbstständige Gemeinde Paunsdorf wurde am 1. Januar 1922 nach der Stadt Leipzig eingemeindet. Da es schon in Leipzig eine Albertstraße (ab 1947 Riemannstraße) gab, und Doppelbezeichnungen nicht zulässig waren, musste die Albertstraße in Paunsdorf geändert werden. Zur Auswahl stand die Barbarastraße und die Klenaustraße. Der Straßenbennungsausschuss entschied sich in der Sitzung vom 14. Mai 1927 für den Namen Barbarastraße. Das Haus auf dem Foto (um 1935/40) ist also die Barbarastraße 16.
Die Tischlerei Johann Uslaub war im Hintergebäude. Bei der zweimal im Jahr durchgeführten Revision der Feuerstätten, Rauchfänger und Rußlöcher wurden bei der Herbst-Revision am 10. Oktober 1904 in der Tischlerwerkstatt folgende Mängel festgestellt: Im Schornstein der Werkstatt fehlt am Fuße die Reinigungstür, auch muss das Rohr vom Leimofen, wo es in den Schornstein führt, besser eingemauert werden, damit die Funken nicht hinausfliegen. Kontrollen gab es also auch schon vor über hundert Jahren.
1908 war dann der Tischlermeister Paul Uslaub als Eigentümer des Hauses eingetragen. Seine Möbeltischlerei im Hofgebäude war noch in Leipziger Adressbüchern bis 1928 verzeichnet. Ab 1929 war der neue Eigentümer des Hauses der Werkmeister einer Paunsdorfer Segeltuchfabrik, Gustav Sparfeld. Ihm gehörte auch das Haus Sachsenstraße 17/19.
Die Lebensmittelhandlung im Vor–dergebäude führte Walter Fuchs. Der neue Geschäftsinhaber ab Mitte der Dreißigerjahre war Alfred Kretzschmar. Vorher hatte er auf einem Tafelwagen durch Paunsdorfs Straßen Gemüse verkauft. Durch den Laden konnte er nun außer Gemüse auch Lebensmittel anbieten. Auf dem Foto hat er gerade mit seinem Pkw und Hänger Waren aus der Markthalle am Roßplatz geholt. An der Hauswand ein Emailleschild „Maggi-Würze“, leider durch die Person neben ihm etwas Verdeckt. Auf der Schaufensterscheibe links „IMI“ und „ATA“ – Putzmittelreklame.
Fortsetzung folgt.

Text | Foto: Lothar Schmidt