Paunsdorf gestern und heute: Ein Bild erzählt

Die Paunsdorfer Postkarte, aufgenommen 1914, zeigt am rechten Bildrand das große Mietshaus Riesaer Straße 43 mit vielen Geschäften: Zigarren-Jänicke, Fleischerei Feistner, Friseur Gustav Vogel (um 1920), später Friseur Kurt Weigel (1928), nochmals später Friseur Frieda Weigel (1941). Auch das bekannte Leipziger Butter-Spezialhaus Curt Nossing G.m.b.H. hatte eine Verkaufsstelle hier, sowie eine Filiale der Lebensmittel-Kette „Selbsthilfe“ war Mitte der Dreißigerjahre zwischen der Gutsparkstraße und Barbarastraße.
Eigentümer der Riesaer Straße 43 und das daneben stehende Haus Barbarastraße 1 war der Großschlächtermeister Alfred Nagel. Auf der Postkarte ist das Haus Barbarastraße 1 nicht zu sehen. Links neben der Nr. 43 sehen wir ein kleineres Haus an der Einmündung zur Gutsparkstraße, damals noch bis Dezember 1928 unter dem alten Straßennamen Paulinenstraße. Der Eigentümer der Paulinenstraße 2 war der Arzt
Dr. Bruno Heinze (um 1908). Nach dessen Tod übernahm der prakt. Arzt Dr. med. Oskar Schlegel das Haus und die Praxis, er war auch Leichenschauarzt von Paunsdorf.
Auf der gleichen Straßenseite kommt danach die Paulinenstr.1 (heute Gutsparkstraße 1). Es gehörte dem Schriftgießereibesitzer Carl Böttger. Danach ist die Villa Riesaer Straße 41 erkennbar. Hier hatte der prakt. Arzt Dr. med. Ernst Krönig seine Praxis. Als er 1930 in sein neu erbautes Haus in die Riesaer Straße 40 umzog, übernahm die Räumlichkeiten der Dentist und Zahntechniker Eugen Schwarz, später der Zahnarzt Armin Schwarz. Im Hintergrund ist die Kirche zu sehen, rechts daneben das am 13. April 1912 eingeweihte Rathaus.
Am linken Bildrand eine landwirtschaftliche Fläche mit Beeten. Zwei Gärtnereien waren die Eigentümer. Die Handelsgärtnerei Carl Schieck hatte das Areal der Riesaer Straße Kataster-Nr. 26 B (heute Nr. 54). Auf diesem Areal stand auch ein kleiner Flachbau mit zwei Läden (siehe Anzeige um 1930).
Die zweite Gärtnerei Gustav
Seyffert hatte das Areal Kataster-Nr. 26 c (heute Nr. 56). Später wurde daraus Gartenbau Karl Voigt, nochmals später Gärtnerei Hermann Neitzke. Auf den Flurstücken der beiden Gärtnereien ist heute ein Autohaus, die bft-Tankstelle und die Holzzentrum Wöhlk GmbH und Co.

Die Häuser Riesaer Straße 43, Barbarastraße 1 und Gutsparkstraße 2 wurden im Zweiten Weltkrieg total zerstört. Auf der freien Fläche entstand 1962 durch die Arbeiterwohnungsbaugenossenschaft (AWG) „Karl Marx“, heute Wohnungsbaugenossenschaft (WG) „Unitas“ ein Mietswohnhaus mit drei Hauseingängen (Nr. 43, 43a und 43 b) über die Hofseite erreichbar.

Text | Foto: Lothar Schmidt