Neues Kolmstraßenquartier

Hat das Bangen um den Zaubergarten nun bald ein Ende?

Bleibt der „Zaubergarten“ in Stötteritz nun doch vollständig erhalten? Von dem biotopähnlichen Lehr- und Freizeitgarten sollte nach Bebauungsplan Nr. 444 ursprünglich fast die Hälfte für das neugeplante, angrenzende „Kolmstraßenquartier“abgezweigt werden. Nun aber scheint es Entwarnung zu geben.
Aus dem städtebaulichen Wettbewerb für die Grünbrache hinter der Schwimmhalle Südost an der Kolmstraße erwuchs 2018 der Masterplan: Auf dem Areal sollen bald mehrgeschossige Wohnhäuser, Gemeinschaftseinrichtungen, eine Oberschule sowie eine Kita entstehen. Hinter der Fläche liegt zwischen der Siedlung am Sonnenwinkel sowie Holzhäuser Straße der beliebte Zaubergarten. Der Verein „Columbus junior“ bietet hier Schüler- und Kindergruppen umweltpädagogische Aktionen an. Früher waren dort DDR-Schulgärten. Der zwölf Hektar große Grund beherbergt Wiesen, Obstbäume, ein Feuchtbiotop, Pflanzenlehrpfade, Gemüsebeete und hat schattenspendende Bäume. Auch Wildtiere wie Dachs, Fuchs oder Rehe fühlen sich „pudelwohl“.
Artenschutzerhebungen sollen in Bauplanungen einfließen
Für das neue Wohnquartier sollte von diesem Paradies zunächst beinahe die Hälfte weg. So laut Ratsbeschluss vom 22. November 2018 der Bebauuungsplan Nr. 444. Dieser umfasste „den Bedarf eines weiteren Jugend- und Freizeitspielbereiches im Leipziger Südosten“. Im Klartext: 45 Prozent  des Zaubergartens sollten einer öffentlichen Mehrzweckfläche mit Bolz- und Tobeplatz weichen, also fast die gesamte rechte Seite vom Eingang an der Holzhäuser Straße bis zum hinteren Feuchtbiotop. Und das, obwohl nur 200 Meter weiter ein großer Sportverein ist!
Dann kamen Umweltverbände und der Trägerverein des Zaubergartens ins Spiel. Umfassende natur- und artenschutzfachliche Erhebungen waren das Resultat. Sie sollen fortan in die Bauplanungen einfließen.
René Sievert vom Leipziger Naturschutzbund (NABU) erklärte Ortsblatt-Leipzig: „Die ursprünglichen Pläne wurden aus unserer Sicht abgemildert. Die essenziellen Lebensräume bleiben damit erhalten. Auch der Zaubergarten kann seine wichtige Arbeit im Bereich der Umweltbildung fortsetzen. Es gab eine artenschutzfachliche Erfassung, die von uns nicht beanstandet wird. Insofern hat der NABU gemeinsam mit dem Columbus Junior e. V. erfolgreich Einfluss nehmen können.“
NABU will Laichgewässer im Zaubergarten schützen
Die zentralen Forderungen des NABU beeinhalten unter anderem stets ein artenschutzfachliches Gutachten vor jedem Bauprojekt. „Im Bauprojekt Kolmstraßensiedlung werden keineswegs alle unserer Forderungen umgesetzt, doch es geht in die richtige Richtung und ist somit Hoffnungsschimmer und Beweis, dass es möglich ist, Arten-, Biotop- und Klimaschutz bei Baumaßnahmen zu berücksichtigen“, sagte Sievert und kündigte an: „Der NABU Leipzig wird den Fortgang des Projektes weiter kritisch begleiten“. Für den Erhalt des linken Teils seien teilweise Fledermausnachweise verantwortlich. Sievert mahnt: „Um das Laichgewässer im anderen Teil machen wir uns Sorgen, sein Schutz ist erforderlich.“
Derzeit hat der Zaubergarten für Publikum geschlossen. Fachanleiter Matthias Ruß (48) informierte: „Wir erarbeiten gerade ein neues Konzept. Dazu gehört eine Schlechtwettervariante“. Aktuell überschatte die COVID19-Pandemie die Arbeit. „Unsere Winterangebote ruhen deshalb“, so der gelernte Landschaftsgärtner.
Die Stadt Leipzig hatte bis Ende 2020 eine Öffentlichkeitsbeteiligung zum Bebauungsentwurf an der Kolmstraße geplant. Dieser Infoabend muss pandemiebedingt warten.Text | Fotos: Anke Brod

Verzaubert Groß und Klein – geben wir dem Zaubergarten eine Zukunft.