Mit dem Plagwitzer Wanderimker im Gespräch

Wer kennt sie nicht, die liebevoll gestalteten Pappbecher, in denen der Bio-Honig aus der Plagwitzer Wanderimkerei daherkommt? Christopher Mann (Foto) möchte guten Honig in einer wesensgerechten Tierhaltung an bienenfreundlichen Plätzen in und um Leipzig erzeugen. Wie seine Imkerei funktioniert und was ihm wichtig ist, hat er uns erzählt:

Seit wann imkern Sie in Plagwitz?
Begonnen hat alles 2009. Damals hatte ich Räume im Westwerk, die dann aber nach und nach verlorengingen. Von 2010 bis 2014 bin ich deshalb schrittweise an den Kanal 30 gezogen und habe mir dort meine Imkerei aufgebaut.

Bedeutet Plagwitzer Wanderimkerei, dass Sie in Plagwitz mit ihren Bienen umherwandern?
Nein, nicht so direkt. Zunächst war es mir wichtig, den lokalen Bezug des Unternehmens und meiner Erzeugnisse deutlich zu machen. Ich versuche allerdings tatsächlich, meinen Bienen möglichst wenig weite Wege zuzumuten, weil sie das stresst.

Die meiste Zeit verbringen Ihre Bienen also im Leipziger Stadtgebiet?
Meine Bienenstände überwintern am Auwald und am Stadtrand. Hier bleiben sie auch für die Frühtracht, aus der Frühjahrsblütenhonig gemacht wird. Zur Robinienblüte Mitte Mai bis Mitte Juni ziehen wir an die renaturierten Tagebaue, beispielsweise die Goitzsche Wildnis bei Bitterfeld. Zur Lindenblüte stehe ich mit meinen Bienenvölkern bis Mitte Juli gern in den Leipziger Parks, zum Beispiel im Johannapark. Hier mag ich, dass ich mit den Leuten in Kontakt komme.

Und welche Reaktionen erleben Sie?
Die meisten Menschen sind sehr aufgeschlossen. Sie freuen sich ganz allgemein, wenn Nutztiere in der Stadt auftauchen. Insbesondere für die Kinder ist es schön, Tiere in der Natur zu erleben und beobachten zu können. Ich habe aber auch schon Vandalismus erlebt.

Was können wir in der Stadt für die Bienen und andere Insekten tun?
Wir haben uns über viele Jahrzehnte mit der industrialisierten Landwirtschaft eine lebensunfreundliche Kulturlandschaft geschaffen. Die natürlichen Lebensräume für Wild- und Kleintiere, aber auch für Vögel und Insekten, verschwinden. Bienen haben heute ein Nahrungsproblem, weil blühende Elemente wie Hecken, Heuwiesen und Wildpflanzen im Acker fehlen. Es wäre also eine Illusion zu glauben, wir könnten das Problem im Vorgarten lösen. Trotzdem ist es gut, auch im Kleinen etwas zu tun.

Was empfehlen Sie Klein- und Balkongärtner*innen?
Ein bisschen mehr „Unordnung“ zulassen und damit Lebensräume für unzählige Insekten und Kleintiere schaffen. Da reicht schon eine Ecke, wo Steine, Laub, Verschnitt liegen bleiben und alles wachsen darf. Trachtreiche Obstbäume, ganz besonders Kirsche, ist empfehlenswert.
Von unschätzbarem Wert sind Rankpflanzen an Hauswänden und Mauern. Efeu, Wilder Wein, aber auch Clematis bieten sehr wertvolle Bienennahrung in den Monaten Juli bis September, wenn die Bienen ihren Wintervorrat sammeln. Und bitte niemals Pestizide verwenden! Das kann Bienenvölker vernichten. Im Honig werden zunehmend Rückstände davon gefunden. Diese Ernte darf dann nicht verkauft werden – ohne Entschädigung für den Imker.

Foto: Stadtumbaumanagement