Luther gegen Eck – die Leipziger Disputation

Leipzig wurde im Sommer 1519 zum Schauplatz eines aufsehenerregenden und folgenschweren Rededuells zwischen Martin Luther und dem papsttreuen Theologen Johannes Eck aus Ingolstadt. Die beiden Kontrahenten hatten das Streitgespräch im Oktober 1518 vereinbart, wobei Luther als Ort hierfür Erfurt vorschlug, Eck jedoch Leipzig, denn die Leipziger Stadtväter und Theologen waren für ihre antireformatorische Haltung bekannt.
Luther nahm Ecks Vorschlag an, beide beantragten bei Herzog Georg, den Disput vor Gelehrten der Universität Leipzig führen zu dürfen. Die Theologische Fakultät aber lehnte ab, so dass der Landesherr das Streitgespräch kurzerhand in die Hofstube der Pleißenburg verlegte.
Während Eck sich im Haus des Bürgermeisters Benedikt Beringershain an der Ecke Petersstraße/Thomasgässchen einquartierte, wohnte Luther mit seinen Begleitern Philipp Melanchthon und Andreas Karlstadt beim Buchdrucker Melchior Lotter in der Hainstraße. Auch etwa 200 bewaffnete Wittenberger Studenten waren mit Luther nach Leipzig gekommen.
Lotter sympathisierte mit den Ideen Luthers und gab dessen Schriften heraus. Am ehemaligen Wohnhaus Lotters erinnert eine Tafel an Luthers Aufenthalt.
Schon vor der Disputation vom 26. Juni bis zum 15. Juli 1519 waren die Thesen, über die diskutiert werden sollte, erschienen. Während Eck das Primat des Papstes und die Gewalt der Konzilien verteidigte, äußerte Luther, dass nicht alle Thesen des Reformators Jan Hus falsch und ketzerisch seien – und vollzog damit den endgültigen Bruch mit der römisch-katholischen Kirche.
Am 15. Juli 1519 hielt der Rektor der Universität Leipzig, Johann Langius Lembergius, die Schlussrede, der Thomanerchor und die Stadtpfeifer beendeten die Disputation. Beide Lager sahen sich als Sieger der Auseinandersetzung. Herzog Georg aber befürchtete, Luther könnte ein zweiter Hus werden und blieb zeitlebens ein Gegner der Reformation.
In Leipzig breiteten sich die reformatorischen Ideen indessen immer weiter aus.
Zum 500-jährigen Reformationsjubiläum 2017 wurde am Neuen Rathaus, das auf einem Teil der ehemaligen Pleißenburg entstand, ein Erinnerungsort an die Leipziger Disputation enthüllt. Es zeigt die Porträts von Martin Luther sowie Johannes Eck und erläutert mit einem Text das historische Ereignis.
Anlässlich des Jubiläums der Disputation gibt es eine Vielzahl von Veranstaltungen. So widmet sich z. B. die Ausstellung „DENK+MAL Luther Melanchthon“ vom 5. bis zum 27. Juni 2019 im Neuen Rathaus, Untere Wandelhalle, den Spuren der Reformation in Leipzig; im Rahmen des Bachfestes wird in der Thomaskirche am 16. Juni 2019 ein Festkonzert zum Jubiläum der Leipziger Disputation aufgeführt und am 25. Juni 2019 findet eine aktuelle Leipziger Disputation statt. Thema: „Mit Religion Staat machen“, Ort: Paulinum-Aula/Universitätskirche St. Pauli. Disputanten sind Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) und Dr. Gregor Gysi (Die Linke).

Dagmar Schäfer
Abb.: Archiv der Autorin