Lurche in Kältestarre, was tun?

Bei milden 14 Grad am 3. und 4. Februar kam es zu ersten Wanderbewegungen von Springfrosch, Erdkröte, Teich- und Kammmolch. Nach dem Kälteeinbruch Ende Februar und der Trockenheit pünktlich zum Frühlingsbeginn kamen die Amphibienwanderungen wieder zum Erliegen. Es bleibt nun abzuwarten, wie lange die Trockenphase verbunden mit den anhaltenden Nachtfrösten andauert, bis das Wandergeschehen wieder einsetzt.

Ein Wintereinbruch im März ist in den letzten Jahren beinahe die Regel geworden. Mit Laub sichern die ehrenamtlichen Zaunbetreuerinnen und -betreuer die Fangbehälter an den Amphibienschutzzäunen für die Lurche vor Frost. Wer Lurche in Kältestarre findet, sollte sie auf keinen Fall in das Wasser eines Gewässers tragen – sie ertrinken in der Körperstarre. Es genügt, die Kröten und Molche abseits der Straßen in Laub oder Gras zu setzen, sodass die Tiere sich bei Sonneneinstrahlung aufwärmen und verkriechen können.
„Es ist schwer vorauszusagen, ob dieser frühe Aktivitätsbeginn 2023 auch eine Auswirkung des anhaltenden Klimawandels ist“, erklärt Dr. Große vom NABU Sachsen. „Amphibien zählen bekanntermaßen weltweit zu den Verlierern, weil sie unter den Wirbeltieren die komplexesten Ansprüche an ihren Lebensraum haben. Sie pflanzen sich im Wasser fort und brauchen störungsfreie Landhabitate zum Leben. Die Ursachen für ihr Verschwinden sind vor allem beim Menschen zu finden. Er hat Lebensraumzerstörung, Umweltverschmutzung und Pestizideinsatz zu verantworten, mit fatalen Folgen wie Dürre und Pandemien.“ Hinzu kommt eine neue Gefahr: In ganzen Landstrichen sterben die Amphibien durch Rana-Viren oder Chytridpilzinfektionen aus. Der vermutlich aus Asien stammende Pilz Batrachochytrium dendrobatidis (Bd) beschleunigt das Amphibiensterben weltweit.

Amphibien sind gezwungen, sich beinahe jährlich zu reproduzieren. Obwohl Erdkröten beispielsweise sehr alt werden können, pflanzen sich 90 % der Individuen nur einmal in ihrem Leben fort. Auch der Landverbrauch und der zunehmende Straßenverkehr werden zur Todesfalle vieler Populationen. Es ist dringend notwendig, dem fortschreitenden Artenschwund unter den Amphibien zu begegnen.
Daten zu Beobachtungen – Datum, Art, Anzahl, Ort – können wie immer per E-Mail gesendet werden an: lfa-feldherpetologie@NABU-Sachsen.de

Online-Tagung

Weitere Informationen zur Biologie, Gefährdung und zum Schutz regional vorkommender Amphibien bietet am 18. März 2023 die Regionalkonferenz der sächsischen Feldherpetologen und Ichthyofaunisten.
Die Tagung findet online von 9.30-14 Uhr statt. Interessierte können sich anmelden unter: https://sachsen.nabu.de/wirueberuns/lvsachsen/20211.html.

Erdkrötenpaar am Amphibienschutzzaun beim Naturschutzgebiet Prudel Döhlen.
Foto: Dieter Selter