Licht und Schatten des Baubooms

Beispiele Ostblock und Zukunftsschutzgebiet

Die Mietpreisbremse ist bekannt und wird diskutiert. Manchmal heißt sie auch Deckelung. Aber ein Zukunftsschutzgebiet ist wohl vollkommen neu. Entstanden ist ein solches vor zwei Monaten zwischen Mariannenstraße und Eisenbahnlinie beziehungsweise Schultze-Delitzsch-Straße. Zugleich wurde eine Petition ins Leben gerufen, um die Stadtverwaltung und Oberbürgermeister Jung aufzufordern, die zwei Hektar große Brachfläche für einen Stadtteilpark zu sichern.
Es sind eben nicht nur bezahlbare Mieten, die selten werden, wenn die Stadt boomt. Die Grün- und Brachflächen schrumpfen so wie die Grundstückspreise in die Höhe schnellen. Das heißt die Wohn- und Lebensqualität nimmt ab? Zuerst in Zentrums- und Auwaldnähe und nun auch zunehmend im Osten. Andererseits wird jetzt auch Bausubstanz vor der Abrissbirne gerettet.

Falk Röhner hat sich einen Namen gemacht als Gründer der Kunstquartiere Westwerk (2007) und Alte Handelsschule (2009). Statt schnell und teuer zu sanieren, wird eher repariert und behutsam entwickelt. Freiraum für Künstler. 2013 folgte zusammen mit Freunden das Wohn-, Arbeits- und Kunstprojekt Ostblock – sieben marode Gründerzeithäuser im Carré Ludwig-/Hermann-Liebmann-/Hildegardstraße wurden von der LWB übernommen. „Der Kaufpreis pro Haus lag bei etwa 35.000 Euro. Heute wären es 700.000 Euro“, so Röhner. Die Investoren- und Wohnraumnachfrage habe auch den Bodenrichtwert in Volkmarsdorf etwa auf das 9-Fache wachsen lassen.
Bis 2010 sei oft Abriss ein Thema gewesen oder temporäre Nutzungen bei leer stehenden Wohngebäuden, blickt Röhner zurück. Mittlerweile habe sich der Leerstand in Leipzig mehr als halbiert. Der fortgesetzte Zuzug wie auch die Ankunft der Bürgerkriegsflüchtlinge aus Syrien und Afghanistan hätten die Wohnungsreserve schrumpfen lassen. Neubau erfolge im hochpreisigen Bereich.
Dessen ungeachtet entwickle sich der Ostblock langsam – weniger mit der Ansiedelung von Künstlern als vielmehr als preiswerter Wohnraum für Studenten und prekäre Familien.
Welche Chance hat dagegen das Zukunftsschutzgebiet?
Die Deutsche Bahn als Eigentümerin hat das Areal zum Verkauf gestellt. Dabei beschloss die Ratsversammlung bereits 2010, einen Bebauungsplan „Stadtteilpark Volkmarsdorf und Umfeld“ auf den Weg zu bringen, und vor anderthalb Jahren, die Bahnbrache zu kaufen. Jetzt ist der Bedarf der Anwohner nach einem grünen Freiraum gewachsen, ebenso die Bodenpreise…

Text | Foto: Frank Willberg

Ostblock – marode Gründerzeithäuser werden wieder belebt.