Leipzigs Musiktradition auf der Spur

Wer beim Stadtbummel geschwungene Edelstahlelemente im Boden entdeckt und etwas Zeit und Muße hat, der kann sich von diesen Bodenintarsien zu einer spannenden Entdeckungstour durch Leipzigs Musikgeschichte einladen lassen. Seit zehn Jahren nun schon gibt es die „Leipziger Notenspur“, den etwa fünf Kilometer langen Rundgang zu authentischen Stätten des Leipziger Musiklebens. Die Idee für das engagierte Bürgerprojekt, das am 12. Mai 2012 mit einem Bürgerfest eingeweiht wurde, stammt von Professor Werner Schneider, der dem Verein Notenspur vorsteht und in den vergangenen Jahren immer wieder neue Projekte anschob: die Hausmusiknacht, die Notenspur-Salons und die Radtouren auf den Spuren von Komponisten.
23 Stationen umfasst die Notenspur. Mit dem Mendelssohn-Haus, der Grieg-Begegnungsstätte, dem Schumann-Haus und dem Bach-Museum lernt der Besucher originale Wohn- und Wirkungsstätten der Komponisten kennen. Thomas- und Nikolaikirche gehören als die beiden Kirchen, für deren Musik Johann Sebastian Bach verantwortlich war, zur Tour. Stationen sind natürlich auch die Aufführungsstätten von Musik: das Neue Gewandhaus, der Standort des Ersten, 1894 abgebrochenen Gewandhauses, die Oper und auch das ehemalige Hotel de Saxe, in dem Konzerte stattfanden.
Die Spuren der Musiktradition führen weiter in das ehemalige Grafische Viertel mit weltbekannten Musikverlagen wie Breitkopf & Härtel, Carl Friedrich Peters und Friedrich Hofmeister sowie Spezialbetrieben für Notenstich und Musikaliendruck. Vor dem Ersten Weltkrieg wurden hier 90 Prozent des weltweiten Notenbedarfs produziert.
Auch Leipzigs Entwicklung zu einem Zentrum der Musikwissenschaft macht die Notenspur nachvollziehbar.
Gewandhauskapellmeister Felix Mendelssohn-Bartholdy gehörte 1843 zu den Mitbegründern des Leipziger Konservatoriums, und 1894 eröffnete der Verleger Max Abraham die Musikbibliothek Peters als weltweit erste öffentliche Fachbibliothek ihrer Art. Mit Max Klingers „Beethoven“ im Museum der bildenden Künste besitzt der Rundgang sogar eine „Kunststation“.
Es gibt Pläne, die Notenspur durch weitere Notenrouten zu ergänzen: das Notenrad, eine etwa 40 Kilometer lange Radtour rund um Leipzig, und den Notenbogen, einen Spaziergang westlich des Stadtzentrums, der auch zu Lebensstationen jüdischer Komponisten führt. Pünktlich zum Jubiläum erhielten die Initiatoren der Notenspur den Leipziger Tourismuspreis.
Text | Fotos: Dagmar Schäfer