Laden gerettet, weil „jede Schraube zählt“

Kurze Vorgeschichte:
Vor drei Jahren ist die familiengeführte Eisenwarenhandlung FEDOR GROSS mangels Nachfolger kurz vor dem Ende.
„Fedor bleibt!“ – eine Initiative von Menschen aus der Nachbarschaft – rettet den Laden. Dieses Jahr wird er 115 Jahre alt.
Wie die Mitstreiter bei Fedor Gross so ticken, versuchte Viktor Kapischnikow in einem Gespräch herauszufinden:

Lisa Götel, Masseurin und medizinische Bademeisterin: „Ich stieß 2016 zu Fedor Gross durch einen Handwerkerkumpel. Er meinte zu mir: „Du musst dir das unbedingt anschauen, das wird dir gefallen“. Am Anfang war das alles ehrenamtlich: vor allem viel auf- & umräumen (lacht). Frau Frank, die Enkelin von Fedor Gross, hat uns angelernt. Ein bis drei Mal in der Woche war ich nachmittags im Laden. Schrauben. Normteile. Lernen wie man Sachen repariert. Viel improvisieren – oder „mäcgyvern“, wie wir dazu sagen.

Ich hatte schon gewisse Vorkenntnisse durch Messe- und Ladenbau und mein Vater ist ein Handwerker. Nach zwei Jahren Ehrenamt wurde eine bezahlte 30-Stunden-Stelle im Laden daraus. Ich war sehr beeindruckt von den Qualitäten unserer Vereinsmitglieder, die alle aus unterschiedlichen Berufsfeldern kommen. Nach und nach hat sich auch meine Position geändert, während ich am Anfang eher das Küken der Gruppe war: „Unser Azubi Lisa hat schon wieder Mist gebaut“ (lacht). Ich habe dabei eine ganze Menge gelernt.“

Johannes Kiehl, Programmierer, selbstständig: „Ich kam zu Fedor Gross, weil ich meine Lieblingsquelle für Tür- und Fensterfietschen (Scharniere) behalten wollte. Seither arbeite ich einen Tag pro Woche im Laden mit.
Unser allergrößter Erfolg ist, dass unsere „Ladenrettung“ jetzt schon ins dritte Jahr geht. Für die Zukunft wünsche ich mir, dass die Lindenauer uns weiterhin die Treue halten und dass jeden Tag ein weiterer Kunde unseren Laden in der Josephstraße 47 findet.“

Lisa Götel: „Ich wünsche mir auch, dass sich noch mehr Leute bei uns im Ladenteam einbringen. Mehr Leute heißt mehr Zeit für freies Arbeiten, für neue Projekte, für Workshops, Empowering, dass wir mehr Menschen dazu bringen können, sich mehr zuzutrauen, sich handwerklich auszuprobieren. Ich würde zum Beispiel gern im Rahmen unserer Workshops einen Vortrag über Holzschutzmittel halten – Europaletten, die viele heute gern zum Möbelbau verwenden, bergen Gesundheitsrisiken, weil sie oft mit Mitteln vorbehandelt sind, die sich auf die Gesundheit auswirken können.

Die Menschen sollen zu uns kommen, weil wir gut beraten und sehr nett sind (lacht)! Und weil es bei uns grundsätzlich jede Schraube einzeln gibt – jede Schraube zählt!“

„Eisen-Gross“
Josephstraße 47

Lisa Götel und Johannes Kiehl
Foto: Susann Reuter