„Krausefabrik“ aus dem Dornröschenschlaf erwacht

Am 9. Juni zelebrierten Bauherrn, Architekten, Planer, Arbeiter und Vertreter der Stadtverwaltung hinter der ehemaligen Karl-Krause-Fabrik im Stadtteil Anger-Crottendorf die Rohbau-Fertigstellung für Wohnraum: An der Theodor-Neubauer-Straße 60 entstehen derzeit 131 Eigentumswohnungen. Eine begrünte Tiefgarage mit 42 Stellplätzen gehört dazu.
Die GRK-Gruppe als Wohnungsbauträger hatte vor knapp einem Jahr mit ihren Arbeiten an dem Backsteinbau mit Baujahr 1913 begonnen. Die ehemalige Fabrik gegenüber der früheren Feuerwache Ost stand rund 20 Jahre leer, es drohte der Verfall. Nun entstehen hier Ein- bis Sechsraumwohnungen mit Terrassen und Loggien. In den Innenhof der alten Maschinenfabrik kommen Grünflächen und ein Erlebnisspielplatz für Kids. Ende 2023 soll alles fertig sein.

Auf dem Gelände in Anger-Crottendor betrieb der Fabrikant Karl Krause von 1874 bis 1994 eine Produktionsstätte für Buchbindermaschinen mit Lehrwerkstatt. Krause wurde 1823 geboren und arbeitete nach seiner Schlosserlehre in verschiedenen Maschinenfabriken, entdeckte dabei sein Interesse für Maschinenbau. Deshalb eröffnete er später an der Leipziger Inselstraße eine kleine Reparaturwerkstatt für Maschinen des grafischen Gewerbes. 1913 errichtete er in der Gemarkung Crottendorf eine Fabrik für 600 Angestellte. Zum Wohle der Belegschaft stellte der Unternehmer eine Werksküche, eine Bibliothek, ein betriebseigenes Schwimmbad, Umkleideräume und Werkswohnungen bereit. Zusätzlich profitierten seine Arbeiter von Familiengärten nach Schreberschen Vorbild. Nach Krauses Tod 1902 übernahm der Schwiegersohn das Unternehmen. 1970 wurde die Fabrik zum Hauptsitz des Kombinates „Polygraph Werner Lamberz Leipzig”. Nach der Wende wurde das Werk 1994 geschlossen.
„Mit dem Projekt kombinieren wir das Flair gründerzeitlicher Industriearchitektur mit hochwertiger und zeitgemäßer Restaurierung“, sagte GRK-Geschäftsführer Peter Wolf beim Richtfest. Man liege gut im Zeitplan.

Dr. Brigitta Ziegenbein vom Leipziger Stadtplanungsamt freut sich sowohl über den entstehenden Wohnraum als auch über die örtliche Anbindung an den Parkbogen Ost. „In Anger-Crottendorf tut sich gerade sehr viel“, betonte Ziegenbein.
Anke Brod

Modernes Wohnen in der ehemaligen „Krausefabrik“.
Foto: GRK-Gruppe