Industriegeschichte im Leipziger Westen

Die „Leipziger Verzinkerei, Wellblechwalzwerk, Fabrik eiserner Bauconstruction, Grohmann & Frosch“

Unter den zahlreichen Unternehmen im Bereich des Maschinenbaus im Industriegebiet Plagwitz gab es auch mehrere Fabriken, die auf Blechbearbeitung und -verformung spezialisiert waren. Eine davon wurde Ende 1888 durch den Ingenieur Wilhelm Frosch und den Kaufmann Rudolph Grohmann gegründet. Ihre erste Produktionsstätte befand sich auf einem etwa 3.000 qm großen Grundstück in Plagwitz, später kam noch ein Grundstück in Lindenau hinzu. Produziert wurden in der Hauptsache Dachkonstruktionen, Wellbleche und Konstruktionen für Brücken und den Bergbau. So wurden beispielsweise einige der früher weit verbreiteten Brückenübergänge zwischen Industriegebäuden von „Grohmann & Frosch“ errichtet.
Wirtschaftlich ging es mit dem Betrieb stetig aufwärts, im Jahre 1914 wurden bereits 620 Arbeiter und 75 Angestellte beschäftigt. Die beiden Betriebsteile waren unterschiedlich spezialisiert: Verzinkerei und Wellblechwerk befanden sich in Plagwitz, die Stahlbauanstalt in Lindenau. Letztere wurde 1920 unter dem Namen „Eisenhochbau Grohmann & Frosch“ ein eigenständiges Unternehmen.
In den 1930er Jahren stellten beide Betriebe ihre Produktion auf Rumpfbleche für den U-Boot- und Flugzeugbau, Benzintanks und Munitionskisten um. In diese Zeit fällt auch das Neubauvorhaben, das heute als sogenanntes „Stelzenhaus“ eines der bekanntesten Industriedenkmäler in Plagwitz darstellt. Der steigende Platzbedarf im stark verdichteten Industriegebiet machte ein dichtes Heranrücken der Fabrik an den Karl-Heine Kanal nötig; auch der Personalbestand von um die 1.000 Personen zeugt von der Bedeutung des Unternehmens vor allem für die Rüstungsindustrie. Zumindest für den Lindenauer Standort ist bekannt, dass während des Zweiten Weltkriegs Zwangsarbeiter*innen aus Frankreich, Russland, Italien und der Slowakei bei Grohmann & Frosch arbeiten mussten.
Im Jahre 1943 verstarb der Unternehmensgründer Wilhelm Frosch, dadurch wurde W. Hochstetter zum persönlich haftenden Gesellschafter der Lindenauer Stahlbauanstalt; das Werk in Plagwitz ging an Fritz Dickhäuser. Nach dem Kriegsende wurde Hochstetter als NSDAP-Mitglied inhaftiert. Das Plagwitzer Werk konnte aufgrund geringer Kriegsschäden die Produktion zügig wieder aufnehmen. Ab 1948 wurden beide Betriebe verstaatlicht, zunächst noch als „Grohmann & Frosch Volkseigene Betriebe Sachsens“ und „Eisenhochbau Grohmann & Frosch, Volkseigene Betriebe Sachsens“, wobei sie der Industrieverwaltung Maschinenbau unterstanden. Anschließend wurden sie zum „VEB Leipziger Stahlbau und Verzinkerei“ und gingen als Zweigbetriebe in die ABUS-VVB (Ausrüstungen für Bergbau- und Schwerindustrie – Vereinigung Volkseigener Betriebe), Halle/Saale ein. Danach folgte ein ständiger Wandel der Produktionspalette. Auch die Zahl der Arbeitnehmer schwankte stetig.

In den 1960er Jahre wurde das Unternehmen weiter umstrukturiert, die VVB wurde in die Tagebauausrüstungen, Krane und Förderanlagen (TAKRAF) überführt. Ab 1967 hieß das Unternehmen VEB Leipziger Förderanlagenbau.

Das bekannte Stelzenhaus wurde nach 1945 vom Nachfolger der Firma Rudolph Sack, dem VEB Bodenbearbeitungsgerätewerk, genutzt. Nach langjährigem Leerstand wurde es in den Jahren 2001 bis 2003 umgebaut und erhielt eine Reihe von Preisen für seine behutsame und denkmalgerechte Sanierung.

Das Kontorgebäude der Verzinkerei Grohmann & Frosch in Plagwitz.
Foto: Roland Beer