Handwerk ist, wenn die Augen leuchten

Seit Jahren fällt – nicht nur – mir auf, dass es an der Wertschätzung gegenüber dem Handwerk in unserem Lande fehlt. Mehr und mehr wird die Auswirkung dessen sichtbar, es fehlt an Handwerkern.
Ob der Heilige Clemens auf seiner Flucht vor den Römern das Filzen erfunden hat, oder diese Technik aus der Mongolei bzw. China kommt, wie entsprechende Ausgrabungen vermuten lassen, sei dahingestellt. Fakt ist, dass es sich beim Filzen um eine der ältesten Techniken zur Bearbeitung von Wolle handelt.
Was vor ca. 4000 Jahren begann, erlebt nunmehr eine Renaissance in kleinen Werkstätten. Eine davon befindet sich in Gohlis, wo Katrin Bigl ihren Laden „Woll-Lust“ führt. Die gelernte Bäckerin und studierte Biologin hat ein bisschen rumgesponnen; also mit Wolle und dabei ihre Liebe zur selben entdeckt. Seit zirka dreizehn Jahren ist sie eine echte Handwerkerin, die mit dem Kopf arbeitet, der die kreativen Ideen liefern muss.
„Handwerk ist Erdung!“, so Katrin Bigl. „Beim Handwerk arbeiten Kopf und Hände oft gemeinsam, aber eben auch mal jedes Teil für sich.“ Auf diesem kurzen Wege würden die Lösungen im Handwerk gefunden. Lösungen, die Wertschätzung erfahren dürfen, ja müssen. Die erkennt Katrin Bigl zuerst dann, wenn die Augen der Menschen beim Betrachten ihrer Produkte anfangen zu leuchten.
Im Übrigen leuchten auch die Augen der Filzerin, wenn sie erzählt, dass sie seit sechs Jahren einen Filzrucksack benutzt und dabei die Erfahrung gemacht hat:„Im Sommer schwitze ich nicht, im Winter friere ich nicht!“ Was für ein toller Werkstoff, dieser Filz.
Wer all das und mehr einmal vor Ort in Augenschein und vielleicht sogar einiges davon in Besitz nehmen möchte, der kann gern reinschauen.

„WOLL-Lust“, Daumierstraße 5
www.woll-lust-leipzig.de

Katrin Bigl entdeckte ihre Lust auf „Woll-Lust“.
Text | Foto: Michael Oertel