Gohliser Bürgerkonzerte – Eine Erfolgsgeschichte

Heiter und launig ging Ende Januar im Gohliser Schlösschen das 250. Bürgerkonzert über die Bühne, ein Konzert, in dem sogar das Lachen nicht zu kurz kam – mit ein Grund für die Erfolgsgeschichte. Und die ist dem Musiker-Ehepaar Ralf und Magdalena Schippmann zu verdanken. Der Oboist und die Flötistin haben die Reihe vor 24 Jahren mit dem Freundeskreis Gohliser Schlösschen und dem Kulturamt der Stadt ins Leben gerufen. Auch mit dem neuen Betreiber wird die Reihe erfolgreich fortgesetzt. Ortsblatt-Autorin Marianne H.-Stars sprach mit den Initiatoren.

Warum engagieren Sie sich so für den Musenhof am Rosental?
Ralf: Wir sind mit dem Gohliser Schlösschen sehr eng verbunden und schon als Musikstudenten im Festsaal aufgetreten. Als Wahl-Gohliser und Mitglied des Freundeskreises habe ich mir gesagt, dass es schön wäre, in diesem wunderbar restaurierten Ambiente eine hochkarätige Konzertreihe einzurichten. Das war 1998, und heute gibt es die Reihe immer noch. Der neue Geschäftsführer Thomas Roßdeutscher führt das Haus mit einem mitreißenden Optimismus und vielen neuen Ideen.
Magdalena: Wir hängen sehr an diesem Kleinod und haben uns über die Sanierung des Schlösschens damals so gefreut, dass wir einen Plan erarbeiteten, um einmal im Monat Kammermusik anbieten zu können. Als Bürger Leipzigs, wir leben seit 47 Jahren in Gohlis, wissen wir, dass die Lebendigkeit und Liebenswürdigkeit einer Stadt von ihrem Kulturleben abhängig ist.

Ist es nicht eine zusätzliche Belastung für Sie als Oboist im MDR-Sinfonieorchester?
Ralf: Eine zusätzliche Arbeit ist keine Belastung, wenn sie Freude bereitet. Der Genuss und die geistige Bereicherung stehen im Vordergrund, auch für das Publikum. Und: Meine Frau unterstützt mich tatkräftig, ohne sie gäbe es die Reihe nicht.

Dabei war der Anfang gar nicht so leicht?
Magdalena: Ja, das erste Bürgerkonzert im Februar 1999 war ausverkauft, das nächste aber schon nicht mehr. Das bedeutete Mehrarbeit mit direkter Ansprache im Stadtviertel. Wir sind durch Gohlis gezogen, haben Flyer in Häuser und Plakate in Geschäften verteilt. Das persönliche Ansprechen war wichtig, und ist es heute noch. Mit jedem Konzert eroben wir uns das Publikum neu.

Gab es einen Besucherschwund nach coranabedingten Ausfällen?
Ralf: Nein. Die Zuhörer waren dankbar, dass sie wieder Konzerte live erleben durften. Wir haben die Durststrecke überstanden. Gute Orchestermusiker spielen gern Kammermusik. Deshalb machen sie auch eigene Vorschläge, die wir nach Möglichkeit gern umsetzen.

Ist das auch ein Grund für den Erfolg?
Magdalena: Der Erfolg liegt auch am schönen Ambiente des Hauses und ein bisschen an der unterhaltsamen Einführung. Da muss ich meinen Mann mal loben, er spricht ganz locker über Hintergründe und Entstehung der Stücke, denn hinter fast jedem Stück verbirgt sich ein schicksalhaftes Ereignis aus dem Leben des Komponisten. Was das Publikum oft erstaunt, sind die engen Verbindungen, die zwischen vielen Musikern und unserer Stadt  bestanden haben.

Am 26. Februar heißt es „Mozart vom Feinsten“, was steckt dahinter?
Ralf: In diesem Konzert werden von Mozart ganz besondere Sonaten für Klavier und Violine zu hören sein, mit ganz besonderen Interpreten. Für dieses Konzert konnte ich Tibor Gyenge gewinnen, Konzertmeister der Dresdner Staatskapelle, sowie den Pianisten Michael Schöcht aus Tirol. Im Übrigen sind Mozart und das Schlösschen gleichaltrig, geboren 1756.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft?
Ralf: Dass wir beim 500. Bürgerkonzert noch dabei sind – als Zuhörer! Dann bin ich 88. Ich versuche gerade, unter jungen Musikerinnen und Musikern des MDR-Sinfonieorchesters Nachfolger für uns zu finden. Das Interesse ist vorhanden.

Ralf und Magdalena Schippmann mit Oboe und Flöte.
Foto: Marianne H.-Stars