Geschlossen, aber offen?!

Was denn nun?, das fragen sich bestimmt viele Leser, wenn sie lesen, dass das Grassi Museum für Völkerkunde bis 2023 geschlossen hat und dennoch zu Veranstaltungen einlädt. Beispielsweise am 17. Juli und am 21. August, jeweils von 14 bis 16 Uhr zu einem Vorlesenachmittag unter den Bäumen des Museums.
Vorlesepaten vom Leselust e. V. ziehen dabei mit den schönsten Kinderbüchern aus aller Welt in den 1. Innenhof, um daraus vorzulesen.
Wer Lust hat, kann sich ein Plätzchen suchen oder sich auf einer Decke – bitte mitbringen! – bequem machen. Das Angebot ist für Groß und Klein und kostenfrei.
Was derweil im Grassi Museum passiert, das erfuhr Ortsblatt-Leipzig von Ute Uhlemann, Referentin für Öffentlichkeitsarbeit.

Fragen an Ute Uhlemann, Referentin für Öffentlichkeitsarbeit im Grassi Museum für Völkerkunde

Das Grassi Museum für Völkerkunde wird gerade umgebaut, warum eigentlich?
Der Umbau unsere Ausstellungen war schon lange geplant und wird von der Kulturstiftung des Bundes gefördert. Es hat also nichts mit Corona zu tun, dass unser Museum jetzt geschlossen ist. Alle Ausstellungsflächen werden in den nächsten zwei Jahren komplett umgestaltet. Es wird nach Fertigstellung keine regionalen Ausstellungen geben, sondern eine Gliederung in thematische Räume.

Also keinen Rundgang mehr durch die Welt? Das ist eine große Veränderung, war das nötig?
Ja, wir schaffen damit Platz für neue Perspektiven und Präsentationen. Die Welt verändert sich, und wir wollen auf aktuell poltische Themen schnell reagieren, das können wir durch die neue Präsentation im Museum leichter. Schritt für Schritt wollen wir uns zu einem Netzwerkmuseum wandeln, in dem verschiedene Stimmen zu Wort kommen und sich unterschiedliche Orte miteinander verbinden. Neben der Religion und Festen wird auch die Rückgabe von Kunstwerken ein Thema sein. Und es wird viele Stationen für Kinder und Familien geben.

Im Dezember 2021 soll schon ein erster Abschnitt wiedereröffnet werden?
Das ist richtig. Ab Dezember öffnet das Museum schrittweise mit einer ersten Präsentation. Wir beginnen unter anderem mit zwei Kunst-Projekten. Ein Projekt stellt sich den aktuellen Debatten um Restitution. Konkret geht es um die Bronzeskulpturen aus dem Königreich Benin, dem heutigen Nigeria. Der nigerianische Künstler Emeka Ogboh befasst sich mit dem Thema „Raubkunst“ und setzt sich künstlerisch damit auseinander. Das Ergebnis wird ab dem 2. Dezember zu sehen sein. Langfristig werden wir bis Ende 2023 unsere gesamte Ausstellung erneuern.

Schon vorher laden Sie zu Veranstaltungen in einem geschlossenen Museum ein. Wie geht das?
Open air ist das möglich. Wir haben ja die begrünten Innenhöfe, in denen das Veranstaltungsprogramm in angepasster Form mit Kooperationspartnern weiterläuft. Darüber hinaus laden wir zu Stadtspaziergängen ein.

Das ist ja interessant, was hat das aber mit dem Völkerkundemuseum zu tun?
Das hängt damit zusammen, dass unsere freien Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die durch das Museum geführt haben, diese Führungen zurzeit nicht anbieten können. Stattdessen führen die jungen Leute durch den Stadtteil, in dem sie wohnen oder den sie lieben. Es geht uns darum, die Stadt aus unterschiedlichen Perspektiven neu zu entdecken.
Am 1. und 29. August führt Christina durch Connewitz, am 8. und 22. August geht es mit Barbara durchs Zentrum Ost. Der Spaziergang beginnt jeweils um 14 Uhr. Weitere Einzelheiten erfahren die Teilnehmer bei der Anmeldung.

Wer weitere Fragen hat, wohin kann sich derjenige wenden?
Auf der Website www.skd.museum informieren wir zum aktuellen Geschehen. Die Anmeldung für Veranstaltungen läuft unter:
muspaed-ses@skd.museum
Telefon: Mo bis Fr von 12 bis 16 Uhr unter: 0341 | 97 31 913.

Interview: Marianne H.-Stars
Vorlesenachmittag im idyllischen Innenhof vom Grassi Museum.